Freitag, 29. Dezember 2017

Here I am .... bam bam

Der Infekt hat mich fest im Griff und will nicht weichen, Husten, Schnupfen, Herpes - ach wie schön ist mir!

Aber immerhin ging die 2. Runde dann schon etwas leichter, Übelkeit nur 2 - 3 Tage wirklich kaum erträglich. Aber die Liste der Nebenwirkungen wird länger und wieder die Frage "macht das wirklich Sinn?".

- Sehstörungen
- absolut schmerzende Kopfhaut
- kribbelnde Finger und Füße
- Verstopfung
- wundes Zahnfleisch
- antriebslose Schlappheit

alles für sich kein Ding, aber in Summe doch lebensqualitätseinschränkend. Ich glaube aber ganz fest daran, dass die Akkupunktur ihren Teil beigetragen hat und die Nebenwirkungen für mich erträglicher macht. Daher hab ich mir gestern gleich noch ne Runde gegönnt und ihr auch gebeichtet, dass ich mit Verstopfungen zu kämpfen habe, was zur Folge hatte, dass diverse (viele viele) Nadeln ihren Weg in meine Bauch- und Darmregion gefunden haben. Vor der Chemo hat sie mir auch Nadel in den Bereich der Speiseröhre und über dem Schlüsselbein gesetzt. Ich konnte durchgehend gut trinken und schlucken, ohne dass mir beim Geruch von Wasser schon kotzübel wurde. Halleluja! Meine Mama durfte während der Sitzung bei mir bleiben - alleine in mir unbekannten Räumen liegen, Nadeln im Körper - ist und bleibt eine Herausforderung für mich - Panik sei Dank. 

Frau vegane Vegetarierin hatte leider beim letzten Blutbild einen viel zu hohen Blutzucker. Rücksprache mit der Ernährungsberatung - Frau G: "Was kann ich denn jetzt noch nicht nicht essen? Ich hatte gestern Abend zum Abendbrot eine Orange und einen Apfel?" Ernäherungsberatung: "Um Himmelswillen - nie nur Obst, da muss auch immer ein Volkornbrot oder Vollkornflocken zu gegessen werden." Aha. Ehrlich gesagt möchte ich meinen armen Körper jetzt nicht noch die Verdauung von Vollkornprodukten zumuten. Ich denke tatsächlich, dass Fasten das bessere Mittel der Wahl wäre. Meine Chinesin riet mir eindringlich dazu, nicht abzunehmen - muhahaha. No chance - aber wenn ich mal essen will, esse ich. Nur Fleisch, Wurst und der böse Zucker gehören nach wie vor nicht auf meinen Speiseplan, wobei ich mir am 1. Weihnachtsfeiertag ein kleines Stück Gans gegönnt habe :-)

Entgegen aller Ansagen und weil ich ein zäher alter Knochen bin, sind mir die Haare nicht ab Tag 14 nach Chemo 1 sondern ab Tag 10 nach Chemo 2 ausgegangen. Meine grauen Stoppeln konkurrieren nunmehr mit Jonas' Bartstoppeln in meinem Badezimmerwaschbecken. Obwohl die Haare ja schon ab waren, war das gestern für mich nochmal ein ganz schön emotionaler Moment und immer wieder die Frage "mache ich das Richtige?"

Für mich für später zur Erinnerung eine Liste der Dinge, die, wenn ich hier durch bin, vorläufig nicht mehr ihren Weg in meinen Mund finden:

- Ingwer
- Ingwer
- Ingwer

Nicht nur ich werde komisch, auch meine Freundinnen kommen wohl in ein gewisses Alter, in dem man seltsame Sachen tut. An einem Tag wurden mir zwei Stück davon kredenzt - ich sehe uns Sylvester schon Eierlikör aus diesen essbaren Bechern trinken und Blei gießen:-)



In diesem Sinne wünsche ich allen einen tollen Start ins Jahr 2018 und den kranken und kränkelnden Hühnern, dass es immer ein Stück vorwärts geht und Licht am Ende des Tunnels sichtbar wird! 

Tina

Sonntag, 24. Dezember 2017

2. Runde

Klar - Dienstag früh - Tag - 1 - ich werde wach - die Nase läuft, der Hals kratzt. Okay, leichte Panik, geht Chemo mit einem winzigen grippalen Infekt? 

Nachmittags zur Akkupunktur - frei nach dem Motto "viel hilft viel" lag ich fast eine Stunde mit den Nadeln in meinem Körper.

Mittwoch früh, mein Schwager und ich brechen auf. Nase läuft, Hals kratzt, aber muss ja niemand wissen. Der Raum füllt sich, bis zu 7 Frauen können gleichzeitig mit dem Tropf versorgt werden, Besucher müssen sich ein bisschen zurechtruckeln, ist schon arg eng. 

Schon während die Flüssigkeiten durch meinen Port laufen, spüre ich wieder leichte Kopfschmerzen. Am Ende dann Schwindel, aber Runde 2 ist geschafft. Zwei Frauen "kollabieren", wollen abbrechen, unangenehm, das auf so engem Raum mitzubekommen. Entmutigend. 

Ab nach Hause, auf die Couch, wegballern. Mein Freund, der Herpes gesellt sich dazu, der Schnupfen wird doller. Donnerstag ist es erträglich, trotzdem schlafe ich mich weg. Freitag Schnupfen, Herpes, dem Zahnfleisch geht es nicht gut, Übelkeit. Ich schaffe es tatsächlich, von Freitag, 21.30 h bis heute (Sonntag) früh, 7.00 h, zu schlafen, mit einigen Unterbrechungen, mal bin ich eine Stunde wach, mal auch drei, dann aber wieder wegdämmern. Und trinken trinken trinken. 

Oh du fröhliche - Schnupfen, Husten, Herpes, aber die Übelkeit ist nicht mehr so schlimm. Bringen wir den Tag hinter uns, zur Not schlafe ich einfach :-) Hab ja nen Freifahrtschein. 

Ihr Lieben, die ihr schreibt, anruft - ich musste das jetzt einfach mal so probieren, bin gerade an einem nächsten Tiefpunkt und denke "was nun noch" "letztes Jahr war mein Leben so normal" - Sachen, die einem halt durch den Kopf schießen. 

Ich wünsche euch allen besinnliche Weihnachten, viele schöne Stunden mit lieben Menschen und kann nur immer wieder sagen, wie dankbar ich bin, euch zu haben. In diesem Sinne :-)

Tina

Donnerstag, 14. Dezember 2017

Einfach ein Update - Tina mit ohne Haare

Nun sind sie ab - ich habe sie mir abrasieren lassen - es zeichnete sich ab, dass die Haare bald ausfallen würden, meine Kopfhaut tat mir furchtbar weh. Ich erlaube mir, hier einfach ein bis zwei Fotos zu posten, damit die Leute, die mich nicht so oft sehen, sich dann nicht so erschrecken, wenn sie mir über den Weg laufen. 



So ist es nun, für mich noch sehr ungewohnt! Und meinen Respekt an alle Wesen da draußen, die ohne Haare durchs Leben gehen. Man ist das kalt! Ich schlafe sogar mit Mütze. 

Im Vorfeld habe ich natürlich geweint, aber als es dann soweit war, war es okay. Selbstbestimmtes Verändern des äußeren Erscheinungsbildes! Zu meinen Bedingungen und nicht, wenn Herr Chemo sagt "hey als nächstes lassen wir mal die Haare ausfallen" :-)

Aktionismus ist besser als Abwarten, also bin ich nach dem Kahlschlag zu einer älteren chinesischen Heilpraktikerin. Nach einem sehr angenehmen Vorgespräch (trotz sprachlicher Barrieren :-) ) durfte ich mich auf die Liege legen, und sie spickte meinen Körper mit ca. 30 Nadeln. Ich musste dann 30 Minuten so liegen bleiben, in denen ich ganz arg mit dem Schlaf gekämpft habe. Sie versprach mir keine Wunder, aber Akupunktur kann dem Körper helfen, mit den Nebenwirkungen der Chemo besser fertig zu werden. Wenn ich dadurch nur ein paar Stunden ohne Übelkeit gewinne, ist es die Prozedur und das Geld allemal wert! By the way, wird langsam Zeit, dass ihr mal Crowdfunding für mich organisiert :-) Vielleicht fahre ich ja auch noch zum Dalai Lama, zum Papst nach Rom oder was man sonst noch für Verrückheiten anstellt, um nicht tatenlos zuzusehen :-)

Gestern durfte ich mir dann meine Blutwerte nach der Chemo abholen - alles im grünen Bereich, sogar meine Leukos sind nicht so tief gefallen, wie es normalerweise bei anderen Patienten der Fall ist. Klares Zeichen für mich, dass mein Körper eine gewisse Akzeptanz entwickelt hat und irgendwie gemeinsam mit mir und meiner Seele da durch will.

Jetzt bleibt angespanntes Warten auf den nächsten Mittwoch - Chemo Nr. 2. 

Tina

Sonntag, 10. Dezember 2017

Und weiter geht es

Donnerstag, 7.00 h. Ich schlage die Augen auf. Aha. Ich setze mich aufrecht hin. Hm... Ich stehe auf. Okay. Ich mache mir einen Tee, setze mich auf die Couch, Glotze an. Soso. Ich bewege den Kopf von rechts nach links, nach unten, nach oben. Okay.

Ich bleibe zunächst lieber mal noch ungläubig ne Stunde auf der Couch sitzen. Kann das sein? Es geht mir gut!!! Wunderbar!!! Ehrlich?

Abwarten. Immer noch alles gut. Ich krame mein Handy raus, Spotify an, mit der Wlan-Box verbinden, Top50 der Welt in unmoderater Lautstärke. Okay. Immer noch alles gut. Super gut. Dem Mutigen gehört die Welt, ich mache mir einen Kaffee. Wippe zur Musik, tanze durchs Wohnzimmer. Es geht mir wunderbar. Ich bin gehäutet, neu geboren, ganz die Alte mit neuen Wunden. Apropos - okay, meinen Arm kann ich bewegen, ohne dass etwas weh tut. Check. Aha. Port? Wir werden eins, ich fange an, ihn zu akzeptieren. 

Okay, Ärmel hochkrempeln, Mission Wohnung wird geputzt startet. Wäsche, Staubsaugen, Räumen, Kramen. Es geht mir immer noch gut. So viel Energie, da ist auch noch ein Mittagessen für die Jungs drin. Gesagt - getan - gekocht. 

Lieber nochmal auf die Couch, kann ja so auch nicht stimmen. Aber hey - ES GEHT MIR GUT! Ich nehme es an, fühle mich wunderbar, hab auch wieder Stimme, telefoniere, will meine Lieben an meinem Zustand teilhaben lassen. Hahaha (Ghettofaust) nicht nur Downs - auch Ups! Gloria Gaynor und ich sind uns einig "I will survive". Heute ist alles möglich. Latent übermütig, aber mit allem hätte ich gerechnet, nur nicht mit so einem tollen Tag. Ich möchte alle umarmen! Essensduft weht durch die Bude - und wer will, kann sogar vom Boden essen :-)

Der Freitag geht so weiter. Die Müdigkeit überfällt mich ab und an, aber soll sie doch.  Nichts im Vergleich zu der Übelkeit der letzten Tage. Shoppen mit Sister K - drei bis vier Stunden durch die Schloßstraße toben und immer noch Energie vorhanden. Oh Du Wunderbare... 

Samstag Einkaufen, dann mit Claudi treffen, Mützen und Tücher aussuchen, bei Villeroy und Boch staunen (und leider auch kaufen), Tee trinken. Abends essen kochen für die Jungs, Tom hat einen Übernachtungsgast - so wundervoll normal. Alltag! 

Das Einschlafen fällt mir schwer, aber auch da habe ich an einer Lösung getüftelt. Meine Maschine und ich gehen jetzt gemeinsam ins Bett, InEar-Kopfhörer in uns beide rein, autogenes Training an und gute Nacht Marie. 

Natürlich bleibt da die Angst vor der nächsten Chemo. Aber anders. Ich kann es überstehen und danach kommen gute Tage, wunderbare Tage. In dem ich einen einfachen fast beschwerdefreien wundervollen Tag verbringe und Dinge erledige, die mir wichtig sind, die für mich zu meinem Alltag gehören und die mir in den Tagen nach der Chemo einfach nicht möglich waren. 

Ich werde mir erlauben, mich nach der nächsten Chemo die Tage, die es dauert, aus dem aktiven Leben komplett rauszunehmen, ich werde sämtliche Videos, die YouTube über autogenes Training zu bieten hat, rauf und runter laufen lassen, schlafen, schlafen, mich wegbeamen. Das soll meine Strategie werden. Um dann wieder aufzustehen. Und mit euch gemeinsam zu leben.

Hab euch lieb!

Tina


Mittwoch, 6. Dezember 2017

Lebenszeichen

So da steht sie wieder, nicht ganz aufrecht, etwas wackelig auf den Beinen und mit hämmerndem Schädel, aber die Übelkeit ist kein Dauerbegleiter mehr. Wie ist das schön!

Heute "nur" Blutabnahme, erste Nahrungsaufnahme und ganz frivol gestatte ich mir den Gedanken an eine Tasse Kaffee. Jetzt scheint aber erstmal die Fatigue-Phase nach mir zu greifen und ich verkrümmel mich danach auf meine Couch zu einem zweiten Schlummer. Dann aber vielleicht vielleicht (kann sein, kann sein, lädt sie Dich zum Spielen ein.... ) eine Tasse Kaffee.

In der Tat schmeckt nichts mehr so wie es eigentlich schmeckt und ich freue mich, dass es die kleinen Dinge sind, die mich momentan nachdenken lassen und nicht das Große, das Ganze, das Übel.  

Essen ist eh überbewertet :-)

In diesem Sinne, gute Nacht.

Tina

Montag, 4. Dezember 2017

Phoenix und so

1:0 war leicht geprahlt. Ich habe jetzt 5 Tage mehr oder weniger auf der Couch verbracht und versucht, eine Strategie für mich zu entwickeln.

Ich werde jetzt einfach das nächste halbe Jahr vor mich hindämmern. Das einem so schlecht sein kann, dass man wirklich nicht mal mehr Wasser trinken will, sagt einem vorher ja auch keiner. Ich habe einfach auf der Couch gelegen und mich immer wieder weggedämmert, um das Elend nicht zu ertragen. 

Gestern war der Geburtstag der Zwillinge und gen Nachmittag ging es mir dann auch einigermaßen erträglich - zum ersten Mal seit 5 Tagen. Ich kann Essen nicht riechen, nicht sehen und auch mit dem Trinken ist das so eine Sache. Ich nehme zwar Medikamente gegen die Übelkeit, aber ich glaube, das sind nur Placebos... 

Ich koche mir artig mein Ingwerwasser (hier bitte leise Würggeräusche vorstellen), versuche jeden erdenklichen Kräutertee und freue mich über jeden Schluck Wasser, der meine Kehle runterrinnt. Hätte mir das einer vor zwei Monaten gesagt... Prost. Mein Allheilmittel ist getoastetes (schreibt man das so?) Vollkornbrot, morgens und abends eine Scheibe, schön langsam lutschen. Und das Schlucken nicht vergessen. 

Neben der Übelkeit habe ich eigentlich nur hier und da mal Schwindel zu vermelden und ab und an dröhnt der Schädel, aber ob der ganzen Gifte, die da durch meine Adern rinnen, kann ich mich nicht durchringen und eine Kopfschmerztablette nehmen. Ich denke dann immer an meinen armen Magen - muhahaha.

Der Port und ich sind immer noch keine Freunde, einfach ein Fremdkörper, der auch von außen sichtbar ist und mich doch immer wieder schaudern lässt. 

Und immer noch die Frage: Ich? Passiert mir das wirklich? Aber ja, scheint so, wir kommen der Antwort immer näher. 

Und dann die Rückmeldungen von lieben Menschen: Das war erst der Anfang, das wird noch schlimmer, aber Du gehst da durch... Ehrlich gesagt, will ich das gar nicht so genau wissen. Wenn ich eins gelernt habe die letzten Tage, dann das, dass jeder seine eigene Chemoerfahrung hat. Der eine ist einigermaßen fit, kann sogar arbeiten gehen, der andere dämmert vor sich hin, jedem das seine. Vielleicht geht es ja auch etwas bergauf und mir ist das nächste Mal nur 4 Tage kotzübel. Die Hoffnung stirbt zuletzt. 

Und wem noch nie 3 Tage ab Stück so übel war, dass er nicht mehr leben möchte, der werfe den ersten Stein. 

Also, Tina jetzt im Dämmermodus und die Überlegung, ob ich mir jetzt schon Krankengymnastik verschreiben lasse, da ich tatsächlich jetzt schon das Gefühl habe, dass meine nicht vorhandenen Muskeln verkümmern. 

Ich weiß, ein Blog lebt vom Inhalt und davon, dass man bloggt, aber das ging die letzten Tage wirklich nicht. 

Ihr Lieben, die ihr gestern Toms Fest so schön gemacht habt: Danke!!! Ich war fertig, als der Spuk vorbei war, musste aber noch bis Mitternacht auf meiner Couch liegen und mich an der Tatsache erfreuen, dass mir nicht übel war. Fassungslos :-) Ungläubig. Freudig erregt.

So, zwei Wochen bis zur nächsten Runde, jetzt heißt es, Kräfte sammeln und mich sortieren.

Tina


Donnerstag, 30. November 2017

1:0 ?

Gestern erste Chemo - 9.30 h war angesetzt, 11.00 h hing dann der erste Tropf. Erstmal was mit Kortison, damit Organ A, B und C geschützt werden, dann der Beutel mit der roten Flüssigkeit. Mitpatientin merkte daraufhin an, dass sie nie wieder Campari trinken würde und auch mich ließ der Gedanke an Aperol Sprizz etwas schaudern. Aber hey - unser Gehirn vergisst ja Gott sei Dank auch schnell.

2 Stunden mit der lieben Corinne dort gesessen, nebenbei gab es dann noch was für die Blase - per Spritze in den Port, zum Schluss nochmal durchspülen mit Kochsalzlösung und fertig ist die Laube. Aber nee - schon nach einer dreiviertel Stunde bong - Kopfschmerzen. Die sind mir bis heute Nachmittag erhalten geblieben.

Dann nach Hause, Schwindel, leichte Übelkeit, Zittern. Bis drei Uhr nachts auf der Couch gemadet, Fernseher lief, 10 Minuten-Schläfchen mit ständigem Hochschrecken, Zittern, Kopfschmerzen.

Dann ins Bett gekrochen, tatsächlich 2 Stunden am Stück gepennt - und Toms Wecker ging. Mit hoch, Schwindel, hochroter Kopf (Kortison sei Dank) - aber die Farbe steht mir ... Dann ab auf die Couch, immer wieder weggepennt, um 11.00 h kam dann Mama - alleine sein ist mir nicht so lieb, die Angst und Panik sitzen mir doch im Nacken. Dann kam Britta, Kartoffelsuppe für die nicht veganen Mitglieder dieses Haushalts kochen, ich bekam Kartoffelsuppe vegan. Nachmittags einen Kaffee und den Kopfschmerzen ging es besser. Die ersten Haare fallen jetzt schon, nicht in Büscheln, aber doch viel mehr als an "normalen" Tagen. 

Puh, nach dem Tag gestern lässt mich der Gedanke an die Chemo 2 doch etwas erschaudern. Es ist auszuhalten, aber es macht auch Angst. Heute kommt ja wohl im ARD (Monitor) eine Sendung zu der Wirksamkeit von Chemotherapie - unter der Überschrift "Hauptsache Profit" - aber die gebe ich mir mal nicht. 

Ihr Lieben, die ihr mir schreibt, appt, anruft - ich bin euch unendlich dankbar! Ich finde euch toll, ich brauche eure Ermunterung! Euren Zuspruch. Wenn ich nicht immer gleich reagiere, bin ich etwas mit mir beschäftigt oder penne einfach. Ich bin froh, Leute wie euch in meinem Leben zu haben oder auch neu bei mir zu haben! 

Tina

Dienstag, 28. November 2017

Noch 1 x schlafen bis zum Tag X

So der Port sitzt, wackelt und hat Luft - man, wenn mich der Krebs nicht schafft, dann die ganze Aufregung. Ich halte ja gar nichts mehr aus. 

Der Port wurde unter Vollnarkose eingesetzt, ich glaube, das hat maximal 10 bis 15 Minuten gedauert - aber ich hatte wieder die Hosen voll. Termin war um 13.00 h - nüchtern. Also habe ich mir ein veganes Roggenbrötchen mit veganem Brotaufstrich und ein paar Möhren mitgenommen - HUNGER! Als ich dann wach wurde, war mir dann doch eher nicht nach essen. Jetzt geht es mit dem rechten Arm schon besser, nun muckt der linke dank Port. 

Nachmittags hat Sister K mir eine Bulgurgemüsepfanne zubereitet - und jetzt ist mir irgendwie übel. Ich hoffe, es liegt am Bulgur, der mir schwer im Magen liegt, und nicht an irgendeinem Virus. Sonst könnte ich ja morgen...

Herje, ich brauche Inspiration, wie ich dieser Chemo irgendetwas Gutes abgewinnen kann. Negativ! Negativ! Negativ! Und es gibt ja diese selbsterfüllenden Prophezeiungen... Ahhhhhhh - ich brauche eine Gehirnwäsche. 

Ich hoffe, hier liest keiner der Studienverantwortlichen mit - aber drei Mahlzeiten am Tag und regelmäßig drei Portionen Obst oder Gemüse und noch 50 g Nüsse - nope. Schaffe ich nicht. Aber in der Tat ist diese "leichte" Kost für den Körper nicht zu verachten. Ich denke, 1 bis 2 vegetarische oder vegane Tage behalte ich bei, wenn ich hier durch bin. 


Tja und morgen dann geht es los. 

Ich werde berichten.

Tina

Mittwoch, 22. November 2017

Es dümpelt

Es wird langsam etwas mehr zu meinem Alltag - wenn ich es mir ins Gehirn rufe, ist da immer noch der Aha-Effekt "Was? ich?" - aber nun gut.

Gestern die Untersuchung beim Kardiologen mit Bravour bestanden - was soll ich sagen - ich bin chemotauglich. Was will man mehr!

Nun noch der Port - dann geht es los.

Gestern auch noch Ernährungsberatung - zwischen den veganen Tagen darf ich vegetarisch essen, bedeutet aber für mich nur, 50 g Hartkäse am Tag oder auch mal Tee süßen mit Ahornsirup - nix Honig, nix Agarvendicksaft. Na, wer kommt mit so ca. Mai/Juni 2018 fresse ich ein Tortenbuffet leer :-) Oder alternativ Eier, ein Stück Fleisch, Fisch... Das ist schon hart getaktet, ich soll bitte drei Mahlzeiten am Tag zu mir nehmen, max. 3 Portionen Obst oder Gemüse dazu, 50 g Nüsse für den Hunger zwischendurch. Hab ja keine Ahnung, ob ich eh noch was runterbekommen würde, aber... Naja eine Frau ein Wort.

Tina

Samstag, 18. November 2017

Es ist immer noch nicht angekommen

Die Haare sind kurz und ich kann nicht aufhören zu heulen. Obwohl es ein gemeinsamer Moment war, Sanni, meine Friseurin, Kirsten und Britta. Mein Gott, hätte ich nicht so viele Falten, würde ich aussehen wie vor 15 Jahren :-) Damals, als die Welt noch in Ordnung war.

Jetzt habe ich kurze Haare, mir ist kalt am Kopf, es war keine eigene freiwillige Entscheidung und ich bin wütend, gedemütigt - und das ist erst der Anfang. 

Termin am Donnerstag bei der Onkologin war aufschlussreich, eine tolle Frau, der große Sohn war mit. Mir wurde ein Termin beim Kardiologen gemacht - Dienstag, 21.11., 8.00 h. Was hoffe ich? Das mein Herz nicht fit ist für eine Chemo? 

2. Step - Broschüre vom Perückenladen in der Schloßstraße nebst Rezept für eine Perücke. Es mag komisch klingen, aber das ist meine kleinste Sorge. Obwohl - jetzt mit den kurzen Haaren, das ist ganz schön frisch am Kopf. Die Onkologin geht sogar soweit, dass sie mir erklärt, dass zwischen dem 17. - 19. Tag nach der ersten Chemo die Haare büschelweise ausfallen und sie mir rät, sie vorher komplett abzurasieren, da das psychisch eine Herausforderung wäre, wenn man sich die Büschel vom Kopf zieht. Meine Psyche schreit seit Tagen, laut, mit dem Magen - ich befürchte, nach den ersten zwei Tropfen der Zytostatiker fange ich an zu kotzen, da meine Seele und mein Kopf das so entscheiden. 

Tag 1 - 3 nach der Chemo tritt die Übelkeit auf, dagegen können wir was machen, ich habe Tabletten, die ich eine Stunde vor der Chemo nehmen muss, die sollen helfen, wenn nicht, können wir weitere Geschütze gegen Übelkeit auffahren. Dann kommt die Müdigkeit, die weißen Blutkörperchen sterben ab - irgendwas mit Anfälligkeit, Infekten - Menschenansammlungen meiden. Ich habe eine Verordnung über Krankentransport, zur Chemo, nach Hause, 1 x die Woche zur Blutabnahme. Meine Krankenkassen bewilligt das, wünscht mir aber viel Glück, ein Taxiunternehmen zu finden. Die übernehmen das nicht, weil sie direkt mit der Kasse abrechnen müssen und die halt so schlecht zahlen, informiert mich der Sachbearbeiter bei meiner Krankenkasse. Aha. Ich soll aber wegen der Ansteckungsgefahr nicht den ÖPNV nutzen. Was nun? 

24.11. Aufklärungsgespräch zum Port - ich bekomme doch eine kleine Dröhnung, die mich schlafen lässt. Die Onkologin spricht eine andere Patientin an, ob ich mir den Port einmal angucken darf. Sie stimmt zu. Eine junge Frau - noch keine 30. Sie wusste schon vor der Tumorentfernung, dass sie danach zur Chemo muss, also hat man den Port bereits dort unter Vollnarkose gelegt. Den Port bekomme ich am 28.11.

29.11. - erste Chemo. 24 Monate lang. Schlimm wäre es, wenn ich Fieber bekäme. Dann sofort anrufen oder in die Notaufnahme. Nach den ersten 4 Dröhnungen im 3-Wochen-Abstand kommt 12 x eine andere Substanz - die sorgt dafür, dass ich nach einiger Zeit nur noch Pappe schmecke, wenn ich was esse. Die sorgt dafür, dass Hände und Füße kribbeln, taub werden und dass, sollte noch irgendwo ein Haar an meinem Körper sein, auch das ausfällt. Sollte die Taubheit der Gliedmaßen zu schlimm werden, wird abgebrochen. 

Wir sind dann so im Mai 2018, ich kann bis zu 3 Wochen chillen und relaxen, dann geht es weiter zur Bestrahlung. In der ganzen Zeit werden sicher die Tumormarker überprüft, aber es gibt keine Nachsorge, ob neue Tumore entstanden sind.

Dann REHA - ich kotze im Strahl. Nicht ohne meine Kinder! Ich habe das 2007 durch, never ever again alone ohne mir wichtige Kinder. Vielleicht passt das ja mit den Sommerferien.

Donnerstag dann nach dem Onkologen nochmal ins Waldfriede, ich nehme ja an der Studie zum Fasten unter Chemo teil. Leider habe ich die vegane Ernährung gewonnen. Nichts essen wäre mir lieber, habe ich die letzten Wochen schon geübt. Nun gut, ich mach da jetzt mit, bin dann auch am 21.11. nachmittags noch bei der Ernährungsberatung. Hergott, was soll man da kochen? Was macht man, wenn man mal Hunger hat und einfach schnell in ein Brot beißen möchte? Und sicher werde ich hier nicht 2 Gerichte am Tag zubereiten. Den Jungs bringe ich jetzt noch schnell hier und da ein wenig Kochen bei - die müssen sich selber helfen. 

Und immer wieder die gleiche Leier - das passiert mir gerade nicht, ich träume nur. 

Tina

Dienstag, 14. November 2017

so what?

Heute drehe ich frei.

Traurigkeit und Puls und Angst den ganzen Tag.

Du denkst immer - hey alles normal - dann realisierst Du - nix ist normal. 

Ich möchte gern noch vor der Chemo 2 - 3 x autogenes Training machen, weiß selber nicht, wie ich mich zur Ruhe rufen soll. Will es wieder erlernen. Muss ich das? Ja! Ich kann nicht mehr essen, habe schon vor der Chemo Magenprobleme. Warum? Wie wird das unter der Chemo? 

Ich lasse der Chemo leider keine Chance - ich hasse sie. Und sie kann mir nur wehtun, Kräfte rauben. Mich kotzen und kahl werden lassen. Ich pumpe übelste Stoffe in mich rein, um übelste Stoffe zu töten. 

Trotzdem - Zeit für einen Fortschritt - für weitere Therapien, fürs Vorwärtskommen. Ich weine, weil... Weiß nicht. 

Weil ich Angst habe. Darf ich das? 

Ja denke ja.. 

Hey Angst. hab Dich lieb - hasse Dich! will keine Schmerzen mehr erdulden. Arm tut weh, Brust tut weh, Achsel tut weh. Was noch? Irgendjemand mit nem Allgemeinrezept?

Angst!

Leider. Wäre gerne mutig. Bin ich nicht.

Tina

Montag, 13. November 2017

Wie geht es weiter?

Ich habe mir ein freies Wochenende verordnet - was mich fast hat glauben lassen, da ist nichts, war nur ein Traum.

Freitag Szintigramm - schlimmer, als ich befürchtet habe. Das radioaktive Serum war in einer recht kleinen Spritze, trotzdem das Bedürfnis, dem Arzt zwischen die Beine zu treten, als er sich mir nähert. Ein Pieks, absolut auszuhalten. Danach frühstücken mit dem großen Sohn und meiner Schwester. Wir müssen uns drei Stunden vertreiben, bevor es wieder in die Praxis geht. Also gleich mal was Nützliches tun: Mützen und Tücher anprobiert und gekauft. 

Zurück in der Praxis, muss ich auf einen fahrbaren Tisch steigen und mir wird geraten, die Augen zu schließen und mich an einen Strand zu träumen. Würde ich glatt tun - und zwar täglich, stündlich, minütlich, wenn man mir nur sagen könnte - wie?

Die Röntgenplatte fährt von oben runter rund stoppt kurz vor meiner Nase, ich liege komplett, an Beinen und Armen fixiert, in diesem Gerät, was seitlich offen ist. Ich flehe die Röntgenassistentin an, mir mein Handy und Kopfhörer zu holen mit dem Ergebnis, dass Eros in Konzert Disc II wohl für immer für mich verloren ist. Dabei hat mich diese CD schon sooo lange begleitet. Nun gut, wer kann für Elend. 1 Minute später, das Gerät läuft schon, ich werde Millimeter für Millimeter durchgeröngt, der Tisch auf dem ich liege, fährt ganz langsam rückwärts, flehe ich die Assistentin an, mir die Kopfhörer aus den Ohren zu entfernen. Augen zu. "Ich kann hier nicht drin bleiben, holen Sie mich sofort raus." "In knapp drei Minuten sind Ihre Augen wieder draußen, ich sage Ihnen Bescheid." Autogenes Training für 30 Sekunden - "Ich will hier raus!" "Ich hole Ihre Schwester". Schwester Kirsten muss es wieder richten, setzt sich neben das Gerät und redet auf mich ein. Die Ader an meinem Hals puckert, ich bin durchgeschwitzt. Nur 20 Minuten, dann nochmal ca. 10 Minuten, in denen sich das Gerät um mich dreht. Nur! 

Erwähnte ich bereits, dass ich mein Leben zurück will?

Wenn wir den handschriftlichen Kurzbefund richtig deuten, habe ich nur eine degenerierte LWS, keine Metastasen in den Knochen. Heureka!

Das Wochenende mit lieben Menschen verbracht - so normal!

Donnerstag, 10.30 h, ist nun das Vorgespräch bei dem Onkologen, die Terminkette wird besprochen. Ich habe Puls. 

Tina


Donnerstag, 9. November 2017

09.11.2017

Heute kurz bei meiner Frauenärztin gewesen - im Wartezimmer mit Schwangeren. Freud und Leid... :-)

Es gibt wohl drei Werte, die man ermittelt, anhand derer kann man sehen, ob ein Therapie erfolgversprechend ist. Zwei von drei Werten waren vor der OP sehr gut, Wert Nr. 3 gab Anlass zur Sorge (Wachstumsgeschwindigkeit des Tumors). Heute bei meiner Frauenärztin stellte sich heraus, dass im Waldfriede dieser Wert noch einmal getestet wurde, weil die Ärztin dort sich den "schlechten" Wert nicht erklären konnte. Siehe da - auch der ist doch sehr gut. Man/Frau/Frau G. aus B klammert sich ja an alles. Es sind die kleinen Dinge im Leben ... oder so.

Drei große große Baustellen für die nächsten Tage: Morgen Knochenmessung mit Gabe von radioaktiver Substanz (ähm... ich soll aufhören zu rauchen? Wer sagte das nochmal? Vortreten :-) ), Legen des Ports, Chemotherapie.

Ich frage mich die ganze Zeit, warum ich solche Angst vor der Chemo habe. Hab ich ja noch nie gehabt, kann ich gar nicht beurteilen. Aber wie schon erwähnt: Ich bin memmig, halte nichts mehr aus. 

Wahrscheinlich rafft mich nicht der Krebs dahin sondern eher mein Herz, was die letzten drei Wochen auf Hochtouren fährt. 

Tina

Mittwoch, 8. November 2017

Lasset die Spiele beginnen

Zwei recht ruhige Tage gehabt und festgestellt, Powercouching ist nicht so mein Ding.

Gestern dann der Tag: Befund und Therapie. Termin war um 15.00 h, ab 13.00 h bin ich nur noch ein Nervenbündel. Aber hey - jetzt bin ich nach zwei Wochen schon soweit gekommen, es kann eigentlich nur bergauf gehen. Pustekuchen.

Die gute Nachricht: Der Tumor konnte komplett entfernt werden, ich muss nicht noch einmal operiert werden. Die schlechte: Er war sehr viel größer als erwartet, von den 10 entnommenen Lymphknoten sind 8 befallen. Der Tumor ist nicht mehr G1, er ist doch aggressiver. 

Glückliche Gewinnerin einer Chemotherapie. Angst! In der Tat. Und wieder fließen die Tränen, meine Schwester sitzt neben mir, wir sind beide ratlos. Aber Donnerstag vor der OP hieß es doch noch, alles sieht gut aus, Bestrahlung, Tabletten - fertig. Ich meine, das Wort Überlebenschancen fällt - oder war es nur in meinem Kopf?

Zusätzlich zu der Krankheit mindestens 6 Monate nicht arbeiten, Krankengeld - Existenzängste. 

Chemotherapie. Ha! Schaffe ich es in diesem Leben vielleicht doch noch zur Bikinifigur. Wartet es ab. Zu den mir ausgehändigten Unterlagen gehört auch eine Liste mit Perückenläden. Mühsam habe ich meine Wimpern gepflegt und gezüchtet ... ach was soll's. Brauch ich mich wenigstens nicht mehr schminken und die Haare ondulieren - bleibt morgens mehr Zeit - Zeit wofür? Ich vorläufig nicht mehr arbeiten? Mein Anker war mein Job. 

Meine größte Bewunderung an die da draußen, die da durch sind. Ich hadere mit mir, ob ich da überhaupt durchgehe. Freitag Knochenuntersuchung - ein Prozedere, was mir schon alleine unüberwindbar scheint. Danach Echo vom Herzen - wenn das Herz nicht gesund ist, gibt es keine Chemo. Bei positivem Bescheid dann das Legen eines Ports. Und dann 6 Monate Chemotherapie. Dann Bestrahlung. Dann Reha und zwischendurch die Kontrolluntersuchungen - ich will doch nur mein Leben zurück. 

Habe für mich noch keinen Plan, wie und wo ich Kräfte und Mut sammeln soll. Die nächsten Wochen werden so kräftezehrend. Und ich hab doch eigentlich keine Reserven.

Her mit dem Mut und dem Willen!

Tina

Dienstag, 7. November 2017

Gestern war ein guter Tag! Ich habe soviel Resonanz erhalten, um 8.00 h früh klingelte eine alte Freundin, Leute haben mir geschrieben, die ich lange nicht gehört habe. Vielen Dank an euch!

Heute bin ich wieder nervös, fahrig - kann nicht schon morgen 17.00 h sein - dann wäre ich ein Stück schlauer.

Die Existenzängste sind auch latent da - das kann man gar nicht zur Seite schieben - Krankengeld erwartet mich und meinen Minijob kann ich vergessen - mal gucken, wie wir uns hier durchwurschteln.

Leider wird der rechte Arm dick - ihm fehlen die Lymphknoten ;-) Mir auch ein bisschen. 

Let's go defense let's go!

Tina

Sonntag, 5. November 2017

Jetzt geht's los

September 2017: Brief von der Mammographie Screening Einheit im Fach mit Termineinladung - ich bin jetzt 50, habe ein kostenloses Screening gewonnen :-)

Frau G ruft an, berufliche Widrigkeiten machen es mir im September unmöglich zu erscheinen, aber umsonst ist umsonst, ich komme - keine Frage! Termin für den 10.10. 
vereinbart.

10.10. Screening Termin.

16.10. Hurra - die Post ist da - ein Brief von der Mammographie Screening Einheit - ich solle mir keine Sorgen machen, aber sie haben mir schon mal einen Termin für den 18.10. vormittags reserviert, ich soll doch mal vorbeikommen. Dies ist wahrscheinlich bla bla - nur Routine - bla bla

18.10. Erster Befund - Sie sehen da - und sehen Sie da ... Frau G ratlos. Wir müssen eine Biopsie machen. Frau G.: "Ich mag aber nicht noch vier Wochen warten, bis ich da einen Termin bekomme." "Kein Problem, legen Sie sich hin." "Was passiert da mit mir?" "Wir betäuben lokal und stanzen 2 - 4 x Gewebeproben aus der betroffenen Region." Ich wische mir den Angstschweiß von der Stirn, aber was nicht sein kann, kann nicht sein. Brustkrebs? In unserer Familie? Nö. Also. Beste Voraussetzung. Ich lege mich hin, lasse stanzen, ertrage 4 x den Knall. Montag 23.10. ist die große ominöse Tumorkonferenz, da werden alle Fälle besprochen. Alle? Alle Krebsbefunde? Man entlässt mich mit einem Termin für den 24.10. und einem Coolpad im BH - ich mache mich auf den Weg ins Büro. Erste Rückmeldung von Freunden: "Da ist nichts, da kann nichts sein."

24.10. Angebote von lieben Menschen ausgeschlagen - ich gehe allein zum 3. x in die Screening Einheit - gut eine Woche ist vergangen. Ich habe mir eine Google-die-Symptome-Sperre auferlegt, mein Herz rast. Ich werde ins Separee gebeten. "Wie wir schon vermutet haben, haben sich unsere Befürchtungen bestätigt. Sie haben einen Tumor. Auch der eine Lymphknoten sieht komisch aus .... bla bla bla." Frau G aus B ist geschminkt, die Haare sitzen, bereit für den Weg ins Büro - aber trotz aller Bemühungen - die Tränen fliesen. Frau Doktor, sicher Mitte 50, verbreitet hektische Aktivitäten, verlässt das Büro mit der weinenden Frau, sammelt Broschüre zusammen (Leben mit Brustkrebs, nützliche Adressen....), setzt sich wieder. Mir hat keiner ausdrücklich gesagt, dass das Screening Anlass zu Befürchtungen gibt, wir klären in meinen Augen immer noch ab. "Sie müssen jetzt in ein Brustkrebszentrum, da gibt es so 10 in Berlin, wo wollen Sie denn hin?" Brustkrebs? Ich? Ist das fundiert? "Ähhh Waldfriede soll gut sein" - dabei wische ich die Tränen weg, die nicht aufhören wollen zu fliessen. Frau Doktor greift zum Telefon - Termin im Brustkrebszentrum Waldfriede 2 Tage später - Halleluja. "Hier ist der Befund, die CD mit Fotos, dort sind Sie gut aufgehoben, alles Gute." "Ich kann jetzt so nicht ins Büro." "Sorry, wir dürfen Sie nicht krankschreiben, da müssen Sie zu Ihrer Frauenärztin." 

Die Haare sitzen, die Schminke nicht mehr, Frau Panda G aus B verlässt die Praxis mit einem großen Umschlag mit Bildern, Befunden, Broschüren, Treppe runter - klassisch im EG an der Wand erst einmal bis zum Boden runterrutschen - Tränen. Zittern. Wie jetzt? Wohin mit mir? Nach Hause? Wie?

Mitten auf der Schloßstraße - ich weine und weine - zittere. Der große Umschlag an meiner Brust. In der Tat - Menschen gehen vorbei - gehen ihres Weges - who cares? Scham gepaart mit Schmerz, Angst - ich weine - mir doch egal. Ich fummel nach meinem Handy. Rufe meine Heldin an. Meine Schwester. "Ich habe einen Tumor - ich kann kaum noch stehen, laufen, wie komme ich jetzt nach Hause? Wo bekomme ich eine Krankschreibung her?" Kirsten R aus B: "ich stehe um die Ecke, sitze im Auto, wir treffen uns jetzt Herman-Ehlers-Platz." Erleichterung. Ich muss da nicht ganz alleine durch. Meine Beine wollen mich kaum tragen, 10 Meter bis zum Hermann-Ehlers-Platz, das muss zu schaffen sein. Dann das vertraute Gesicht, voller Sorge, voller Tränen und ich kann mich fallen lassen. Sie geht nicht an mir vorbei, sie nimmt mich in den Arm und vor dem Café weinen wir - egal, was die Leute von uns denken, sehen wir eh nicht wieder. Sie bringt mich nach Hause, besorgt die Krankschreibung von meiner Frauenärztin, die mich nicht kennt - ist da. Mein großes Kind kommt nach Hause, sieht mich, lässt alles fallen und weint. Ich tröste, so gut ich kann. Aber was kann ich sagen? Wird alles gut? Ich leide, mit ihm, mit mir, mit meiner Schwester, meinen Eltern. 

Krebs? Ich? Hm - doch, alles wird gut. 

26.10. Meine Heldin-Schwester fährt mit mir ins Brustkrebszentrum. Alles sehr nett da, man kennt meinen Namen - ich war schon Thema auf der Tumorkonferenz, an der auch Frau Dr. Brückner teilgenommen hat, die das Brustkrebszentrum im Waldfriede leitet und ins Leben gerufen hat. 

Frau Dr. T. bittet uns rein, meine Schwester darf mit. Sie malt uns Bilder, klärt auf, 30 Minuten, erklärt, ich bin erst G1, habe gute Chancen, dass nach der OP Tabletten (Anti-Hormon-Therapie) sich andoggen, weil meine Rezeptoren gut performen, Bestrahlung und vielleicht Chemo - alles wird gut. Ich, 50, seit 6 Jahren in den Wechseljahren und mit Hormongel und Hormontabletten dagegen mit einem Tumor, der Dank Hormone wächst und gedeiht. Meine Mama - ahnungslos. Wie könnte ich ihr den Kummer zumuten? Uns werden Bilder aufgemalt, der Tumor sitzt in der rechten Brust auf 8 Uhr. Und ja - da ist auch ein auffälliger Lymphknoten. Wir machen das jetzt und biopzieren ihn auch - legen Sie sich hin. Meine Schwester an meiner Seite - hält meine Hand - peng, knall - die nächste Stanzbiopsie. "Sie brauchen einen Termin - der Tumor muss raus und ggf. bis zu 10 Lymphknoten - wir gucken, was die Biopsie sagt." Der Wächterlymphknoten wird generell mit entfernt. Er wacht darüber, dass keine Tumorzellen unerlaubt in den Kreislauf kommen - nur tut er das leider nicht. Die Biopsie ist schmerzhaft, ich liege entblöst da - meine Würde? Egal. K ist jetzt Bestandteil meines Lebens - nur leider ist das bei mir noch nicht angekommen. "Er ist nicht so aggressiv - wächst nicht so schnell." "Wann werde ich denn operiert?" "Ach - 3 - 4 Wochen haben wir schon, gehen Sie bitte zu Schwester XYZ, die macht einen Termin mit Ihnen." Es ist Donnerstag, 11.30 h in Deutschland, sie haben sich unendlich viel Zeit gelassen, uns aufzuklären, Fragen waren erlaubt - wir hatten keine. Schwester XYZ stellt sich vor, Montag könnte ich zur Aufnahme kommen, dann nochmal nach Hause, Dienstag ist ein Feiertag, Mittwoch soll ich dann operiert werden. Wow was für ein Tempo. 6 Tage.

27.10./28.10/29.10: Eine Puls von 120 ist mein ständiger Begleiter. Kann man aushalten. Geht aber auch irgendwann nicht mehr. Ich drehe frei, denke, alles wird gut, denke, alles ist schlecht. Up and down! Kann manchmal kaum noch geradeaus laufen, atmen, rufe mich zur Ruhe - bin Mutter. Alles wird gut.

30.10. Aufnahmeprozedur. Blutabnahme. Fragenkatalog abgearbeitet und mein großes Kind an meiner Seite. Aufnahmegespräch. "Sind die Ergebnisse von der Biopsie des Lymphknoten da?" "Ja, Tumorzellen gefunden. Wir entnehmen erstmal ca. 10 Lymphknoten. Gucken, ob wir den Tumor gut entfernt haben (warten auf den Befund des Pathologen) und wenn nicht, gibt es eine 2. OP." Ich habe drei Kinder, Zwillinge per Kaiserschnitt und habe so eine Angst vor der OP - ich komme kaum noch klar. Puls rast, Herz rast - Krebs ich? Nö - immer noch nicht.

Feiertagsdienstag mit meiner Heldin und ihrer Familie verbracht, meine Eltern - alles etwas seltsam - lebe noch und trotzdem das Bedürfnis, Zeit mit mir wichtigen Menschen zu verbringen. 

Bäm - mein Handy gibt keine Ruhe - Whatsapp explodiert, Kollegen, liebe Menschen, will sie auch teilhaben lassen - aber woran? Die Diagnose hat mein Hirn noch nicht erreicht - kann nicht sein. Ich kann das Tempo nicht mehr gehen. Will ja, dass sie da sind, habe aber keine Zeit und Nerven, um sie teilhaben zu lassen.

31.10. Feiertag. Herz rast, Puls rast. Schwester hier, Familie hier - alles wird gut. Tränen fließen. Schlaf? Angst. Ich ertrage keine OP. Ich habe Angst. Ich drehe durch - kann für meine Kinder keine Stütze sein. Ich! Nur ich. Angst. Puls. Angst.

1.11. Mein großes Kind fährt mich hin, 6.30 h. Aufnahme auf der Station. Puls rast. 10.00 h - ich gehe ins Brustkrebszentrum, lerne Frau Dr. Brückner persönlich kennen, weil sie mir ohne Betäubung einen Draht in die Brust setzt, der einen Anker hat und am Tumor andoggt. Dort wird langoperiert. Mit diesem Draht in der Brust, der ca. 50 cm raussteht, muss ich in die Radiologie, werde geröngt, die Bilder sehen gut aus, man weiß jetzt, wo man langschneiden muss. Ich werde wieder aufs Zimmer gefahren, eine liebe Freundin kommt, wir vertreiben uns die Zeit. Angst. Ich halte es kaum noch aus. 

Gegen 14.00 h werde ich geholt, ab ins UG. Ich muss selbständig auf den OP-Tisch klettern. Angst. Ich liege ca. 15 Minuten vor der Schleuse, festgeschnallt, sehe, wie sie den OP vorbereiten. "Sind Sie nervös? Wollen Sie etwas?" "Nein, ich gehe da durch." 14.30 h schieben sie mich in den OP, ich brauche ewig, bis ich wegdämmere, vorher wird mir kotzübel, der Narkosearzt spricht mit mir, ich erwidere "es hämmert in meinem Schädel, aber ich bin noch da", er gibt die nächste Anweisung mit Mitteln, die in meine Venen fließen, irgendwann bin ich weg, 2 Stunden später wieder wach und irgendwann auf dem Zimmer. Besuch ist da  - bekomme ich kaum mit.

Die nächsten Tage sind voller Angst - haben sie alles erwischt? 3-Bett-Zimmer - ich als Antichrist immer vor mich hinsagend "die Würde des Menschen ist unantastbat" Ich lasse alles mit mir machen - will überleben. Noch vor der OP steht die Dame der Brustkrebsselbsthilfegruppe an meinem Bett, nach der OP eine Psychologin, dann der Sozialdienst - Heureka - bin jetzt 50 % schwerbeschädigt. 2 Drainagen ragen aus meinem Körper mit den entsprechenden Behältern zum Auffangen der Wundflüssigkeit, ich gehe, stehe, nach der Narkose ohne Hilfe aus Klo - Erstaunen beim Personal, dass  ich da so schnell wieder stehe, gehe - und will nur weinen. Schwerbeschädigt? Ich ? Warum? Hej kriege jetzt nen günstiges BVG-Ticket. Und Tag 1 nach der OP habe ich schon "bitte unterschreiben Sie hier" eine Reha beantragt. Stopp! Komm nicht mehr mit. Was ist mit mir? Kann ich mein Tempo gehen? 

Meine liebe süße Krankenschwester "Sie sehen aus, als würde da irgendein Ball in Ihrem Kopf hin und her geschoben und Sie wissen gar nicht was los ist" und ich weiß in der Tat noch nicht, was los ist. Ach - by the way - "wir haben zwar schon den Zugang gezogen, heute bekommen Sie einen neuen - Sie müssen zum CT mit Kontrastmittel. Gucken, ob Metastasen da sind."

Britta ! Ich liebe Dich. Die zwei Abende im Auto - Danke dafür! Heike, Tina - ohne euch wäre ich durch. Das hält man alleine nicht aus.

Kirsten, Du bist meine Heldin. Schon alleine wegen der Haare :) Liebe Dich.

Die OP war gut verlaufen, absolut null Wundschmerz. Warten auf das Ergebnis vom CT. Ich halte nichts mehr aus. CT? Kontrastmittel? Die Würde des Menschen ... und so. 

Heute der erste Befund - CT ist o. B. Ich kann nach Hause, die Drainage 2 wird gezogen. Mittwoch.

Mittwoch bekomme ich die gebündelten Ergebnisse, weiß dann, wie es weitergeht. Nur Bestrahlung? Chemo? 5 Jahre ? Länger? Meine Knochen werden noch durchgeröngt. Ich hatte schon die eine oder andere OP. Jetzt bin ich memmig. Halte nichts aus. Angst.

Liebe Leute, die ihr mich begleitet. ich bin euch dankbar. Ich kann es nicht immer zeigen. Bin immer  noch sprachlos. 12 Tage seit der finalen Diagnose - ich komme nicht mit. Ich? Betrifft es mich? Kann nicht sein. 

Danke an alle im Waldfriede! Ihr seid tolll. Ich durfte heute gehen. Bleibe euch aber erhalten.

Ich muss mir das von der Seele schreiben - weil, es betrifft ja nicht mich, kann nicht sein. So wenig Zeit, soviel passiert. 

Hej, lasst mir mein Tempo! Das gehe ich. Habe seit gestern den 2. guten Tag ohne Puls. Lebe noch. Habe die OP überstanden. Das CT. 

Stay tuned :-) Ich teile. Weil alleine halte ich das nicht aus. Und bei sämtlichen Aktionen für die Brustkrebshilfe bin ich dabei. Der Krebs mit den besten Heilungschancen. Mit einer durchgetakteten Maschinerie, die mich verzweifeln lässt, mich aber auffängt. Mir vielleicht das Leben rettet. 

Hab euch, die ihr an meiner Seite seid, doch sehr doll lieb, kann es nur nicht immer zeigen. Ich soll mich jetzt um mich kümmern. Hört ihr? Ohne euch - nö! Danke, dass ihr da seid.