Mittwoch, 12. Februar 2020

Jetzt erst recht... oder auch nicht

Tach,

ich hole euch mal wieder ab.

Heute ist wieder ein schwarzer Tag, alles tut weh - aber so what - ich lebe.

Vor Weihnachten habe ich von meiner chinesischen Akkupunkteurin und meiner lieben Nachbarin Nicole, die Sprechstundenhilfe bei Frau Zhu ist, 8 Sitzungen geschenkt bekommen,  weil Frau Zhu, die auch studierte Ärztin ist mit Erfahrungen auf der Kinderonkologie im Virchow der Meinung ist, die Polyneuropathie kann man mit Akkupunktur lindern.

Gesagt getan, Eskalation, 50 Nadeln in mir, ich immer voller Angst und Schmerz, aber hey, es wird tatsächlich etwas besser ab und an. Jetzt bin ich wieder zahlende Patientin und lieber würde ich täglich eine Spinne aus meiner Wohnung entfernen, aber was soll es :-)

Apropos Wohnung. Tom und ich leben seit 6.1. auf engsten Raum in einer 1-Zimmerwohnung. Aber ihr merkt es schon: wir leben - er hat mich noch nicht entsorgt :-)

Die Gegend gefällt mir gut, die Sanierung meiner Wohnung gestaltet sich schleppend, aber die Wochenenden hier zu zweit sind nix für Weicheier. Ich huldige täglich meiner Wetterapp, die mir fast immer für die nächsten 10 Tage Regen voraussagt und schwups - bin ich depressiv - zu zweit auf - keine Ahnung - 20 m². Keiner erzählt mir bitte mehr, dass uns und mother nature etwas mehr Regen gut täte - hatten wir alleine dieses Jahr genug von.

Und immer wieder die Frage: Warum bin ich da durch? Wie ist meine Lebensqualität heute? Ich gehe nach wie vor zur Psychotherapie, Gruppentherapie, Lymphdrainage, nächsten Monat Mammo und Sono - und fresse Östrogenhemmer, die meine Gelenke so dermaßen abfeiern lassen, dass ich schier verzweifele. Und die mich aufschwemmen. Nun bin ich ja nicht mehr allzu eitel, aber von Storchenbeinchen auf Kartoffelstampfer ist auch nur suboptimal. Mit 62 kann ich die Östrogenhemmer absetzen, aber hey, dann bin ich halt auch 62, da hilft mir meine Traumfigur auch nicht mehr wirklich weiter. Wobei eigentlich? :-)

Ich weiß, einige von euch da draußen kämpfen mit Metastasen, Mia verliert den Kampf, aber ich bin wirklich ab und an ambivalent. Und würde manchmal alles für einen Tag ohne Schmerzen geben. Na ja... nicht alles, aber einiges.

Die Angst vor dem Tod ist nicht mehr erdrückend, weiß nicht, wie es ist, wenn die nächste Horrordiagnose kommt, aber er gehört jetzt zu meinem Leben. Punkt.

Ich habe ja, der geneigte Leser weiß es, gesagt, auf diese Erfahrung hätte ich verzichten können, aber sie hat mich verändert. Mein Job ist mir immer noch wichtig, aber nicht mehr zu 150 %, ich akzeptiere meine Grenzen.

Ich akzeptiere, das ihr, die Gesunden, die mich so fest begleitet haben, das jetzt dann auch mal nicht mehr hören könnt, irgendwann ist ja mal gut - für euch. Zu meinem Leben gehört es für immer dazu. Aber ich habe auch Leidensgenossinnen oder wie man das schreibt an meiner Seite, mit denen kann ich darüber sprechen. Und das brauche ich immer noch.

Take care, seid achtsam, genießt das Leben

Die weise Frau :-)