Mittwoch, 1. Mai 2019

lasst mal reden....

Da bin ich abgetaucht, im Sinne der Sache unterwegs, immer weniger Schmerzen zu haben und wieder ein vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft zu werden....

1-2 x die Woche Rehasport, 2 x die Woche Lymphdrainage, 1 x die Woche Gruppentherapie, alle zwei Wochen Einzeltherapie.

Ärmel hochkrempeln, los, Gehstock (Nordic Walking) immer dabei und losgerannt. Atemnot auch ein ständiger Begleiter, ignoriere ich inzwischen, der Krebs hat mich nicht getötet, also tut es die Atemnot auch nicht. Aber sie macht Angst.

Gespräche mit meiner Psychologin, kaum zum Thema Krebs sondern  zu meinem Leben, lange alleinerziehend, drei Jungs, alles gewuppt - nur wie?

Seit einer Woche bin ich wieder arbeiten. Vier Stunden am Tag, ich gebe meinen Urlaub her, damit ich 3-4 Monate nur vier Stunden am Tag arbeiten muss. Wisster noch? Ich will meinen Alltag zurück? Einen Scheiß will ich. Sitze im Büro wo kaum noch jemand sitzt, den ich kenne und starre vier Stunden am Tag mehr oder weniger aus dem Fenster, weil alle denken, ich bin nicht mehr belastbar, weil ich ersetzt worden bin, was okay ist, aber warum lässt man mich nicht weiter gesunden, warum muss ich dahin? 

Der Krebs machte mich nicht schlaflos, jetzt sitze ich hier, finde keinen Schlaf und frage mich, was ist denn jetzt? Wie komme ich jetzt durch? 

Ich war bei der Rentenberatung, selbst das ist ein Thema für mich, ich kämpfe, um wieder zu stehen - auf meinen Füßen, mit weniger Schmerz und möchte nur noch den Stinkefinger in die Gegend zeigen.

Ihr in den Behörden, wir würden gerne wieder funktionieren; aber wir haben dieses DSchwert über uns, ich insbesondere die Nebenwirkungen der Chemo, ich frage mich immer wieder, wer jetzt sagt, dass ich wieder arbeiten gehen muss - eigentlich 8 Stunden, jetzt gebe ich Urlaub her, da ich es nicht geschafft habe, innerhalb der Krankengeldzahlung ins Hamburger Modell zu steigen. 

Hab jetzt Tage, da gehe ich um 11.00 h zum Sport, bin dann um 13.00 h im Büro, gehe um 17.00 h und habe dann Gruppentherapie bis 19.30 h. Und meine Füße brüllen vor Schmerz. Mehr als 4 Stunden in Schuhen ist ein NoGo...

Merkt ihr wa? Ich bin etwas fassungslos und stehe zu meiner Aussage - in meinem Tempo. Will mich ja nicht bereichern, aber langsam gesunden, schmerzfrei werden.

Schüttel mein weises Haupt, bin fassungslos. Hab einer meiner Rehafrauen, sie hat jetzt Metastasen in den Knochen, der Leber, kämpft jetzt, um noch zu leben. Ich kämpfe, um mal ein paar Stunden schmerzfrei zu sein. 

Klar, auch die mir nahen Leute denken, Mensch, jetzt isse durch, muss doch mal besser werden. Denke ich auch. Und tue immer noch viel dafür. Meine Onkologin sagte, zwei Jahre nach der Chemo geht es aufwärts, dann hat man gut entgiftet. Meine letzte Chemo war am 14.05., hab fast ein Jahr rum. 

Uhunund - ich will den Port entfernen lassen. Atme seit Monaten durch, denke, ich greife an und lass das Ding rausnehmen. Aber ich will doch keine Vollnarkose. Und ich will doch keine Schmerzen. Kann ich ja gar nicht mehr ab. 

Es sind so viele Nebenwirkungen, die mich begleiten, immer noch. 

Und übrigens - ich sehe immer noch Scheiße aus ;-) Haare hab ich immer noch nicht schön, sind kraus und ich würde mich freuen, wenn Brustkrebsfrauen mir schreiben, wie sie zurück in den Alltag sind. War mir ja immer sicher, dass mein Job auch sicher ist, hahahaha - nö, ist und war er nicht.

Ich lebe, es wird step by step besser und ich umarme die Welt und feiere jeden Tag, den ich halbwegs genießen kann, den ich überlebe.

Hab euch lieb :-)

TG (sprich: Tijie)