Samstag, 24. November 2018

was nun lieber Leser?

Okay, da bin ich mal wieder.

Widerwillig. Weil ich wollte schon längst gesund und Herrin meines Lebens sein. Aber nee - kommt ja doch manchmal anders. Ich schwanke immer noch auf diesen kaputten Füßen, weine manchmal vor Schmerz, freue mich, wenn ich Schmerz empfinde, weil je mehr Nerven da wieder zusammenwachsen, umso besser. Oder so. Was weiß ich...

Ab Montag bin ich für Sie nur noch Frau Phoenix. Ich fange Rehasport an, 2 x die Woche, habe 2 x die Woche Lymphdrainage, 1 x Psychotherapie und wer was will, bitte hinten anstellen. Ich versuche gerade, mir wenigstens einen freien Tag in der Woche zu schaufeln.

Die Reha - da ist sie schon wieder so lange vorbei, und ich vermisse immer noch den einen oder anderen da - :-) Schön, abends noch kurz runter zu gehen und immer jemanden zum Quatschen gehabt zu haben.

Ein Jahr, ein Monat, eine Diagnose, eine OP, viele MRTs/CTs, eine Chemo, eine Bestrahlung später - und Blödeblauäugigdoofkuh denkt, dass dann alles wieder jut wird. Wird es hoffentlich. Ich will ja. Aber ist es immer noch nicht. 

Wenn ich meine Gedanken vom November/Dezember 2017 zurückhole, wie ich dachte, ich mach das jetzt mal, ich stehe wieder auf - und wenn ich mich heute sehe. Krass. Mein Lieblingswort 2018. Da kann Ehrenmann einpacken.

Einige Leute sind mir im letzten Jahr doch abhanden gekommen, weil wer will das schon noch lesen? Hätte ich ja auch nicht so wirklich Bock drauf... :-)

Aber ich bin noch da, einige sind noch an meiner Seite und ich werde wieder aufstehen, mache ich jetzt schon, nichtsdestotrotz wünsche ich das niemanden.  Von daher: geht zur Mammo!

Ich werde dieses Jahr Weihnachten sowas von eskalieren, war nie mein Part, aber dieses Jahr wird meine Bude brennen :-) Sonntag ist Totensonntag und danach werde ich hier alles schmücken, seltsam, was einem auf einmal wichtig erscheint. Letztes Jahr war Diva Tina auf der Couch, dieses Jahr haben wir hier Weihnachten. Ich schwöre :-)

Und ab und an werde ich schreiben, werde ich euch abholen und mich motivieren, weiterzumachen. Aufstehen. Haushalt, Kinder, Essen, Wäsche - da geht noch was.

Und leben! 

Bleibt mir gewogen, genießt das Wochenende.

Tina - unsportlichsportlich und immer doch eher hahahahaha :-)


Freitag, 2. November 2018

Zurück in den Alltag?

Ja da bin ich wieder - immer noch vor mich hin polyneuropathiend. 

Der geneigte Leser weiß, wie viele Erwartungen ich an die Reha in Grömitz hatte. Mindestens hüpfend wie ein Reh wollte ich nach Hause kommen. Doch erstens kommt es anders... usw.

Gebracht wurden wir von meiner Schwester und meinem Schwager. Nachdem immer mehr Frauen ankamen, bemerkte mein Lieblingsschwager lapidar: "Mensch, habt ihr alle den gleichen Frisör?" 😂 In der Tat, wir erkannten uns an der lockigen Nichtpracht, bei vielen auch noch in grau gehalten :-)

Anreise, 5 Tage ankommen, sich mopsen, einem Vortrag lauschen, Freundschaften schließen, die Gegend erkunden und das tolle Herbstwetter am Strand liegend genießen:



Auch ein Erstgespräch mit einem Gyn stand auf dem Programm. Nachdem der gute Mann mich aufgerufen hatte, unterdrückte ich den Impuls, ihm durch die Haare zu wuscheln. Er sah aus wie Anfang 20 und auch hier musste ich mich entblößen und meine Brust vorzeigen. Aber ihr wisst ja, meine Würde habe ich mit der Diagnose beim Pförtner abgegeben und ich schätze, ich werde sie vorläufig da auch noch nicht abholen :-)

Montag ging es dann richtig los, Sport, Vorträge, Gesprächsgruppen standen auf dem Programm. Am Dienstag, 7.40 h bei Aktiv am Morgen, wollte es das Schicksal, ich knickte 2 x am Strand um, die Bänder waren gedehnt, ein Abbruch der Reha stand im Raum. Aber nicht mit mir. Ich wollte da durch, wollte aufstehen von der Couch, also trat ich sportlich kürzer, stählerte meine Muskeln im Geräteraum, beim Aquafitness, lief, sofern es meine Füße zuließen, manchmal bis zu 10 km am Tag und beäugte neidisch die anderen Frauen, die auf den eigenen Füßen von einer Veranstaltung zur nächsten tobten. Ich stellte mir eh nach Durchsicht meines Planes die Frage, ob die Klinik mich heimlich für Olympia angemeldet hatte und ob überhaupt jemand den vorab von mir übermittelten Bericht des Neurologen gelesen hatte. 

Die von mir so gefürchtete Gesprächsgruppe war für mich eine Offenbarung, die Frauen dort wunderbar, wir führten gute Gespräche, haben viel gelacht und alles in allem habe ich mich etwas erholt und positive "Vibes" mit nach Hause genommen.

Mein Highlight war ein Tag in der ersten Woche, an dem ein kleines Mädchen auf mich zustapfte und mich fragte: "Bist Du eine Omma?" Das Gesicht der Mutter - unbezahlbar. Ich glaube, die gute Frau hat sich ein Loch gebuddelt und sitzt heute noch da drin, ich habe die beiden danach nie wieder gesehen 😂

Für zwei fast 15jährige war das Ganze dann eher laaaaaanggweiliggggg, ihnen wurde es sogar untersagt, ohne einen Erwachsenen den Aufzug zu benutzen :-) Aber auch sie schlossen dort Freundschaften, fanden sich in einer Gruppe zusammen und haben den Aufenthalt alles in allem doch auch genossen (behaupte ich jetzt einfach mal). 

Mit meinen Füßen bin ich leider nicht weiter, mit meiner Seele doch etwas und räume auch weiter auf, aber ein Wiedereinstieg in das Berufsleben steht erst einmal nicht auf dem Plan. Ich muss hier in Berlin noch einige Termine abarbeiten (Rehasport, KG, Psychologe, Aquafitness usw. usf.), damit ich irgendwann dann doch wieder aktiver am Leben teilnehmen kann. 

Ein paar Impressionen gefällig?





Und das kann ich euch natürlich auch nicht vorenthalten:



Es wächst, königspudelgleich, wird aber nicht länger, da es sich sofort kringelt... Freunde, ich bin Ende November beim Frisör!

Kathrin (x2), Daggi, Jessy, Joanna, Michaela etc. - es war toll euch kennenzulernen. Ich hoffe, wir verlieren uns nicht aus den Augen und schaffen es, den Kontakt zu pflegen. Gucken wir, was der Alltag uns bringt :-)

Jetzt schlürfe ich wieder täglich basischen Tee, trinke mindestens 2 l Wasser am Tag, hanföle meine Füße, laufe barfuß, strampel auf dem Hometrainer und versuche, jeden Tag  möglichst viel zu laufen. Und möglichst viel zu lachen - das war in der Tat die beste Medizin, so doof wie es klingen mag.

Jetzt Augen zu und durch durch den von mir so gehassten November, den bescheuertsten Monat im ganzen Jahr, volle Fahrt Richtung Frühling :-)

Es grüßt Omma Tina