Donnerstag, 21. Januar 2021

Verdammt lang her...

Ein schüchternes Hi...

aus den Augen, aus dem Sinn oder wieder in der Tretmühle des von mir so vermissten Alltages.

Habe mich durchgebissen, durchgeschlagen, viele Veränderungen erlebt und immer an meiner Seite: Die Polyneuropathie, Gott sei es gepriesen und gepfiffen oder so. Oder eher nicht.

Hier durch diesen Blog habe ich Chemonica kennengelernt, die es leider nicht geschafft hat. Sie hinterlässt einen Mann und zwei Kinder :-( Das zu verdauen, ist harter Tobak, glaubt es mir. Ich habe sie nie persönlich kennengelernt, aber...

Und dann? Denke ich, aufrappeln, jeden Tag aufstehen, schmerzende Gelenke werden aktiviert, alle Motivation an den Start geholt, gemeinsam wollen wir den Tag rocken. Und los geht es - ging es, ab ins Büro, heftige Veränderungen da und immer das Gefühl, nur noch minderwertiges Mitglied der arbeitenden Bevölkerung zu sein. Warum? Keinen Plan, früher hab ich 180 % gegeben, jetzt nur noch 100 %, das macht wohl den Unterschied.

Und dann? Kommt Covid19. Ich habe das von Anfang an sehr ernst genommen, obwohl wir bis heute so wenig wissen. Und immer wieder der Gedanke "ich bin nicht durch diesen Brustkrebsscheiß, um jetzt an einem unbekannten Virus zu verrecken". Ehrlich, schiere Verzweiflung, Angst - das konnte mir nicht mal der Brustkrebs machen. 

Ich habe Chemo gesnacked, Bestrahlung und jetzt kommt da ein Virus um die Ecke, der mir vielleicht den Garaus macht? 2 Jahre intensive Psychotherapie nach dem Krebs - ich war auf einem guten Weg, langsam mit mir im Reinen, nicht mehr sauer auf meinen Körper, gewillt, nach vorne zu schauen.

Und jetzt sitze ich seit März 2020 mehr oder weniger alleine auf meiner Couch, feuere mich an, lebe mit einem pubertierenden 17jährigen, mit dem ich 2 Sätze am Tag wechsele, vermeide Kontakte soweit es geht und komme aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus.

Ich bin 53 - und möchte trotzdem leben, gerade jetzt und nach allem. Und sehe täglich Menschen, die auf das Leben der anderen scheißen. Und ich bin machtlos. Erreiche sie nicht. Ich weiß auch nicht, was jetzt richtig ist, aber ich bin immer noch bereit, auf den Rat von Virologen zu hören - leider nicht mehr von Politikern, das war ja wirklich ein veritables Kasperltheater. Ich schnalle mir nen Latz vor die Schnute und über die Nase, vielleicht hilft es. Ich will, dass meine Eltern noch lange an meiner Seite sind, jeder Tote ist einer zuviel.

Und trotzdem schwindet meine Kraft. Meine Zuversicht. Meine Hoffnung. 

Ich sitze immer öfter auf meiner Couch und die Tränen laufen. Und ich kann kaum noch Kontakte pflegen. Man könnte ja telefonieren, videochatten - aber immer die Angst, einen Schwurbler, Leugner unter seinen Menschen zu haben. Kaum zu ertragen. 

Trotzdem: ich will leben, jetzt erst Recht, habe ich mir verdient. Und ich hoffe, wir sehen uns alle bald wieder und machen eine große Sause.

Bloggen tat mir immer gut, vielleicht überschütte ich euch wieder mehr mit meinen Ergüssen :-)

Passt auf euch und eure Lieben auf.

Tina