Montag, 29. Januar 2018

Angst

So - Runde 4

Ich war sonst einen Tag vorher nervös, jetzt bin ich es heute. Jemand bereit zu tauschen?

Den Rotz zum 4. x. Danke.

Gestern waren wir 2 Stunden mit Lotte im Wald, hatten uns auch etwas verfranst und mir war kotzübel. Beine taten weh, mir war schlecht, aber ich habe mich bewegt.

Ich will jetzt eigentlich nicht mehr.  Kann ich was tun? Oder durch?

Man ej, ich hoffe immer, es wird besser. Es wird mir nicht so schlecht. Es geht. 

Ähm, ist der Papst katholisch?

Kortison, komm zu mir, über den Port, alles wird gut. Jemand Lust, morgen meine Glatze zu streicheln? Ich werde nonstop Glotze glotzen. Noch nen veganes Rezept irgendwer?

Leben ist lebenswert - oder auch nicht. 

73 kg. So what?

Angst. Bin nicht tapfer. Bin nicht mutig. Habe fertig. 

Dieses fatigue-Teil macht mich auch fertig. Will nur noch schlafen. 

Und dann 12 Wochen. Mit allen Nebenwirkungen. 

Herje, bin durch.

Tina

Freitag, 26. Januar 2018

Die Nervosität steigt

Da stehe ich gestern früh auf und kollabiere fast... Ich behaupte, es ist das Kortison. Ich weiß nicht, ob ich jetzt völlig gaga werde, aber mir war sowas von schwindelig, schwarz vor Augen, Ohrensausen - ich fresse das nicht mehr. Sagte ich ja bereits :-)

Der Tag schleppte sich so dahin und da ich gestern wieder memmig war, wollte ich eigentlich auch nicht wirklich zur Akkupunktur. Aber ich wäre ja nicht ich, wenn ich das jetzt nicht durchziehen würde. Also hat meine Chinesin gaaanz viele Nadeln zusätzlich gegen die Übelkeit gesetzt, mir auch vom Kortison abgeraten und bekräftigt, dass wir beide das in den Griff bekommen werden. 

Nun steigt langsam die Anspannung vor Chemo 4 - ich muss die Tage bis Mittwoch wieder rumbekommen und werde wohl Dienstag wieder nicht schlafen. Einmal bitte den Schalter in meinem Kopf umlegen...

Zur Ablenkung gab es gestern aus dem Büro wunderschöne Blumen - voilà:


Das muntert etwas auf, verstärkt allerdings auch die Sehnsucht danach, mal wieder produktiv zu sein und unter "normale" Menschen zu kommen, ein "normales" Leben zu führen. Ihr merkt, ich bin immer noch memmig.

Zur Ablenkung nehme ich jetzt das Projekt Wohnzimmer in Angriff, frischer Anstrich, etwas neue Möbel - ich liege da jetzt schließlich jeden Tag soviel rum, ich kann das alte nicht mehr sehen und brauche Abwechslung :-)

Tina ohne Evita - da ich Babbel spanisch zwei Tage erfolgreich ignoriert habe - eine Frau, ein Wort


Mittwoch, 24. Januar 2018

Kotzen im Strahl

So - gestern wieder mindestens fünf Stunden Übelkeit - so wird des nix.

Junge, wie kann man das aushalten? Heute war Blutabnahme und die Ergebnisse von letzter Woche. Leider sind meine Leukos abgesackt. Und gegen diese alles bestimmende Übelkeit musste ich gleich in der Praxis eine Kortisontablette einwerfen. Der Tag heute war tatsächlich übelfrei - aber no no no! Die Nebenwirkungen. Sie haben mir heute nur eine Stiege mitgegeben ohne Beipackzettel und ich habe Tinas Law gebrochen und gerade mal gegoogelt. Nein.

Dann ist mir lieber übel. Das ist so kontraproduktiv gegen den anderen Mist, den ich kaue und der dann durch meine Adern fließt. Und kann auch alle anderen Nebenwirkungen noch verstärken, die ich jetzt schon habe. Dann lieber darben und kotzen - eine Dröhnung noch und die wöchentliche Chemo tut auch nix für meine Übelkeit, habe ich jetzt schon häufig gehört. Sorry, Leute. Nein. Mir ist dann mal die nächsten vier Wochen schlecht und dann wird alles besser... Manchmal denke ich auch, mir ist so übel, weil ich den ganzen Mist in der Glotze gucke :-)

Ich bin leider auch nicht mehr salonfähig, weil alles, was sich so in meinem Körper tut dazu führt (das ist jetzt kein erweiterter Infinitiv mit zu - da muss auch kein Komma hin, Britta - oder doch?), dass, wenn ich den Mund öffne, Luft entweicht. Ich weiß, was sich gehört, habe 1 x 1 des guten Tones gelesen, trotzdem entweicht Luft durch meinen Mund und ich kann das nicht kontrollieren. Sorry auch für das. 

Das Kortison muss dann auch irgendwann ausgeschlichen werden. Herje - was nun noch. Die Chemo-Emos müssen wahrscheinlich monatelang aus meinem Körper entweichen und meine Eingeweide heilen, die Nerven in Fingern und Füßen müssen regenerieren, Haare zu Locken wachsen, Haut heilen, Muskeln sich aufbauen. Nein zu Kortison. Und ich bekomme das ja auch zu jeden Chemo über den Port verabreicht. Und so wird das auch nix mit der Bikinifigur, muss ich hier mal anmerken. Kläre das morgen mit meiner Chinesin, Platz für vier Nadeln mehr ist allemal in meinem Körper. 

Meine Freundin Britta, bekannt als Britta die Zuspätkommerin, hatte heute die Ehre, mich zur Blutabnahme zu fahren. Wir waren zu 8.00 h verabredet, steht sie 7.40 h auf meinem Hof! Education by its best made by Tina. Britta - das wird mit Dir :-) Wir kennen uns seit der 7. Klasse, noch nie war sie pünktlich! Ich finde, da habe ich mir eine Belohnung verdient. 

Die, die ihr mich noch lest, gern dürft ihr teilen. Ich habe durch den Blog eine mutige, tapfere junge Frau in Braunschweig kennengelernt, die ich gar nicht mehr missen möchte, die Chemie stimmt, die Wellenlänge, das bereichert mein Leben. 

UHUND: Ich habe gestern die erste Lektion Babbel spanisch hinter mich gebracht, mich nicht gleich angemeldet - heute DAS Angebot. 6 Monate für 33 Euro, 6 Monate frei. Viva Espania und Hola liebe Leute - ich verblöde vielleicht doch nicht :-)

Also, wir machen weiter - ihr auch. 

Tina Evita :- ) Ihr Lieben


Sonntag, 21. Januar 2018

Seltsam

Da geht es mir tagelang recht gut und dann wird mir so schlecht, dass ich nur siechen kann. Einmal musste ich auch spontan erbrechen, obwohl mir da gar nicht so übel war. GsD war ich schon im Bad für meine Abendtoilette. Ich glaube, mein Körper hat fertig mit Chemie. Aber nein - da geht doch noch was.

Weitere neue Nebenwirkungen sind Ausschlag an Händen und Füßen. Dankbar kann ich allerdings verkünden, dass meine Augen dieses Mal nicht so ausgetrocknet sind und auch meine Mundschleimhaut sich wacker schlägt. 

Aber die Müdigkeit. Ich quäle mich und versuche, bis 21.00 h/21.30 h wach zu bleiben. Und dann ab ins Bett - GsD ohne Schlafstörungen. 

Dann nehme ich am 31.1. nochmal den großen Prügel, ruhe dann drei Wochen und dann wöchentlich 12 x einen Cocktail. Hach, da wird mir doch warm ums Herz.

Die chinesische Akkupunkteurin hat schon angefangen, Nadeln gegen die taub werdenden Nerven in Händen und Füßen zu setzen, die mich wohl bei der 12-Wochen-Kur erwarten. 

Man, wenn ich mir überlege, ich war ja am Anfang völlig überzeugt und dachte, ich könnte arbeiten gehen. Wie absurd. Naiv. 

Aber man wird devot und freut sich über die kleinen Dinge im Leben. Immer, wenn ich es mal schaffe, den Kindern ein Essen auf den Tisch zu stellen. Oder die Wäscheberge zu schrumpfen. 

Auch geben meine Blutwerte keinen Anlass zur Klage, was mich tatsächlich freut. Unterbrechen möchte ich das Prozedere aufgrund von schlechten Blutwerten nun wahrlich nicht. Mein Ziel ist es, im Sommer durch zu sein und meinen Haaren beim Wachsen zuzusehen :-) Außerdem habe ich für dieses Jahr ganz viel Sonne für den Sommer bestellt. Und dann kommt auch noch Depeche Mode wohl im Juli in die Waldbühne. Allerdings sind die Karten dafür erstmal weg. 

Wenn ich an die Zeit nach der Chemo und Bestrahlung denke, wird mir ganz bange. Ohne die strukturierten Termine - da falle ich doch in ein Loch? Okay, kann ich mir dann ja immer noch Gedanken drüber machen. 

In diesem Sinne - auf in die nächste Woche mit vielen positiven Gedanken.

Tina

Montag, 15. Januar 2018

Böse Mädchen und so....

Ich hab's getan. Unterbewusst - aber ich habe es getan und mir heute - nach fast 12 Wochen Abstinenz ! - einen Dominostein in den Mund geschoben. Geistesabwesend. Dem fehlenden Hirn geschuldet. In Gedanken. Verpeilt. Unterbewusst....

Ok, dachte ich, da setze ich noch einen drauf! Gesagt getan. Volles Vollkornbrot getoasted und ein Spiegelei drauf gepackt. Hm.... lecker! Aber meine Ernährungsberatung sagt ja auch, wenn ich auf mein sonntägliches Frühstücksei nicht verzichten möchte, dann soll ich das so handhaben. Zwei Premieren auf einmal: Ei und Dominostein. Und mir ist ganz leicht und warm ums Herz :-)

Jetzt dann wieder 12 Wochen "darben" und Verzicht üben. Nee, fällt mir ja nicht wirklich schwer, aber heute ist einfach so ein schöner Tag, der Himmel blau, die Sonne scheint, es ist klirrend kalt - da kann man sich schon mal einen Dominostein gönnen. Oder? ODER?

Als Wiedergutmachung habe ich mir gerade Magerjoghurt mit Beeren angerührt mit einem Hauch Ahornsirup. Das muss dann für heute reichen. 

Per Post kam dann heute mein Schwerbehindertenausweis. Ist mir ja immer noch nicht so ganz klar. Kann ich damit im Bus um einen Sitzplatz batteln? :-) Ja ich weiß, mehr Urlaubsanspruch und steuerlich geht da auch was. 

Wer was von mir will, sollte heute anfragen. Ich habe gute Laune und es geht mir gut :-)

Tina

Sonntag, 14. Januar 2018

Piep

Man könnte ja so jeden Tag jammern, aber das wollte ich euch ersparen :-)

Zunächst, wenn auch verspätet, frohes neues und so und was wir uns alle wünschen!

Bombe Nr. 3 ist am Mittwoch durch meine Adern geflossen und ich war im Eimer. Direkt Mittwoch hinüber, eine noch nie dagewesene Übelkeit. Davor hatte mich der Infekt ja drei Wochen im Griff, Dienstag ging es dann so langsam wieder, Mittwoch Chemo. Diese war heftig, aber auch nicht so lang, seit gestern stehe ich wieder einigermaßen, aber man oh man - diese Nebenwirkungen. Am besten keinen Kopf drum machen, Augen zu und weiter durch. Am Ende kommen die Karten auf den Tisch und ich werde sehen, was mir von diesem Prozedere bleibt. 

Wenn ich hier durch bin, würde ich am liebsten drei Wochen am Stück schlafen und meinem Körper so die Zeit geben, sich zu regenerieren. Wunschdenken. 

Neidisch bin ich - auf all jene, die ganz normal ihrem Alltag nachgehen. Ich komme ja kaum noch vor die Tür, bin auch schon ganz schön geschwächt. Heute war Lotte hier und ich war wenigstens mit eine Runde Gassi gehen. Danach aber schnell wieder auf die Couch. 

Ich muss mir irgendwas suchen, was mich etwas fordert. Ich lebe momentan ständig in der Angst zu verblöden. Mein Highlight ist, ZDF neo zu gucken, Zeitgeschichte über Hitler, Honecker etc. - kleines Kontrastprogramm zum Hundeflüsterer, der Hundetrainer, Meine Hochzeit usw. usf. Nur RTL2 und SuperRTL sind noch tabu - muhahahaha! Aber ich befürchte, auch diese Tabus werden noch fallen....

Sister K hat mir eine Matte mitgebracht und ich schwöre, morgen liegen ich da drauf, suche mir auf Youtube ein bis zwei Yogaübungen und dann geht das los (schreibt sich so schwer mit gekreuzten Fingern :-) ). 

Oder Vorhaben Nr. 2 wird in die Tat umgesetzt - via Babbel eine Fremdsprache lernen. Ich bräuchte nur mal ein bisschen Schwung, Elan oder sonstwas. 

Immerhin sind meine Blutwerte einigermaßen okay und gaben bis jetzt noch keinen Anlass zur Sorge. Jetzt heißt es wieder aufrappeln, damit das Spiel von vorne beginnen kann. 

Die vegan-vegetarische Geschichte ist nach wie vor schwer - Essen finde ich einfach nur igitt. Pizza Margerita (oder wie man das schreibt) und ich werden gerade eins, auf dass sie dann Ende Juni/Juli für immer aus meinem Leben verschwinden möge. Aber - ich muss es an dieser Stelle mal sagen - mit der Bikinifigur wird das wohl doch nichts mehr - an einigen Stellen ist es wie es ist und es bleibt so! Aber Storchenbeine kann ich bieten :-)

Obwohl - so untätig bin ich gar nicht. Ich spüle meinen Mund mit Kokosöl, Salbeitee, inhaliere mit Kamille, creme meine Füße ein - ganz schön zu tun, um die Nebenwirkungen in Schach zu halten :-)

Zur Akkupunktur gehe ich nach wie vor jede Woche, mein Krankengeld ist bewilligt, ich bin 80 % schwerbeschädigt.

Und trotzdem noch ich - nur nicht mehr ganz. Und sehnsüchtig bei euch da draußen, die ihr rege am Leben teilhabt. 

Tina