Samstag, 18. November 2017

Es ist immer noch nicht angekommen

Die Haare sind kurz und ich kann nicht aufhören zu heulen. Obwohl es ein gemeinsamer Moment war, Sanni, meine Friseurin, Kirsten und Britta. Mein Gott, hätte ich nicht so viele Falten, würde ich aussehen wie vor 15 Jahren :-) Damals, als die Welt noch in Ordnung war.

Jetzt habe ich kurze Haare, mir ist kalt am Kopf, es war keine eigene freiwillige Entscheidung und ich bin wütend, gedemütigt - und das ist erst der Anfang. 

Termin am Donnerstag bei der Onkologin war aufschlussreich, eine tolle Frau, der große Sohn war mit. Mir wurde ein Termin beim Kardiologen gemacht - Dienstag, 21.11., 8.00 h. Was hoffe ich? Das mein Herz nicht fit ist für eine Chemo? 

2. Step - Broschüre vom Perückenladen in der Schloßstraße nebst Rezept für eine Perücke. Es mag komisch klingen, aber das ist meine kleinste Sorge. Obwohl - jetzt mit den kurzen Haaren, das ist ganz schön frisch am Kopf. Die Onkologin geht sogar soweit, dass sie mir erklärt, dass zwischen dem 17. - 19. Tag nach der ersten Chemo die Haare büschelweise ausfallen und sie mir rät, sie vorher komplett abzurasieren, da das psychisch eine Herausforderung wäre, wenn man sich die Büschel vom Kopf zieht. Meine Psyche schreit seit Tagen, laut, mit dem Magen - ich befürchte, nach den ersten zwei Tropfen der Zytostatiker fange ich an zu kotzen, da meine Seele und mein Kopf das so entscheiden. 

Tag 1 - 3 nach der Chemo tritt die Übelkeit auf, dagegen können wir was machen, ich habe Tabletten, die ich eine Stunde vor der Chemo nehmen muss, die sollen helfen, wenn nicht, können wir weitere Geschütze gegen Übelkeit auffahren. Dann kommt die Müdigkeit, die weißen Blutkörperchen sterben ab - irgendwas mit Anfälligkeit, Infekten - Menschenansammlungen meiden. Ich habe eine Verordnung über Krankentransport, zur Chemo, nach Hause, 1 x die Woche zur Blutabnahme. Meine Krankenkassen bewilligt das, wünscht mir aber viel Glück, ein Taxiunternehmen zu finden. Die übernehmen das nicht, weil sie direkt mit der Kasse abrechnen müssen und die halt so schlecht zahlen, informiert mich der Sachbearbeiter bei meiner Krankenkasse. Aha. Ich soll aber wegen der Ansteckungsgefahr nicht den ÖPNV nutzen. Was nun? 

24.11. Aufklärungsgespräch zum Port - ich bekomme doch eine kleine Dröhnung, die mich schlafen lässt. Die Onkologin spricht eine andere Patientin an, ob ich mir den Port einmal angucken darf. Sie stimmt zu. Eine junge Frau - noch keine 30. Sie wusste schon vor der Tumorentfernung, dass sie danach zur Chemo muss, also hat man den Port bereits dort unter Vollnarkose gelegt. Den Port bekomme ich am 28.11.

29.11. - erste Chemo. 24 Monate lang. Schlimm wäre es, wenn ich Fieber bekäme. Dann sofort anrufen oder in die Notaufnahme. Nach den ersten 4 Dröhnungen im 3-Wochen-Abstand kommt 12 x eine andere Substanz - die sorgt dafür, dass ich nach einiger Zeit nur noch Pappe schmecke, wenn ich was esse. Die sorgt dafür, dass Hände und Füße kribbeln, taub werden und dass, sollte noch irgendwo ein Haar an meinem Körper sein, auch das ausfällt. Sollte die Taubheit der Gliedmaßen zu schlimm werden, wird abgebrochen. 

Wir sind dann so im Mai 2018, ich kann bis zu 3 Wochen chillen und relaxen, dann geht es weiter zur Bestrahlung. In der ganzen Zeit werden sicher die Tumormarker überprüft, aber es gibt keine Nachsorge, ob neue Tumore entstanden sind.

Dann REHA - ich kotze im Strahl. Nicht ohne meine Kinder! Ich habe das 2007 durch, never ever again alone ohne mir wichtige Kinder. Vielleicht passt das ja mit den Sommerferien.

Donnerstag dann nach dem Onkologen nochmal ins Waldfriede, ich nehme ja an der Studie zum Fasten unter Chemo teil. Leider habe ich die vegane Ernährung gewonnen. Nichts essen wäre mir lieber, habe ich die letzten Wochen schon geübt. Nun gut, ich mach da jetzt mit, bin dann auch am 21.11. nachmittags noch bei der Ernährungsberatung. Hergott, was soll man da kochen? Was macht man, wenn man mal Hunger hat und einfach schnell in ein Brot beißen möchte? Und sicher werde ich hier nicht 2 Gerichte am Tag zubereiten. Den Jungs bringe ich jetzt noch schnell hier und da ein wenig Kochen bei - die müssen sich selber helfen. 

Und immer wieder die gleiche Leier - das passiert mir gerade nicht, ich träume nur. 

Tina

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