Montag, 6. April 2020

da muss ich jetzt ja mal meckern

Folks, habe mich mal kurzzeitig bei Tinder für Recherchezwecke registriert, hatte nen netten Dude am Start, allerdings war seine Nase recht groß. Und schön ... nun ja. 

Nach diversen Nachrichten habe ich ihm den Link zum Blog gegeben, hat er mich gelöscht. Bin empört. Dachte, Tinder ist seriös... tztztz

Oder ist mein Blog so doof? Hm....

Ansonsten ist die Polybla wieder ziemlich heftig am Start, weil ich mich wenig bewege. Da draußen halten sich wenige an den Abstand, ich hätte Covid-19 gerne erst, wenn es irgendwas dagegen gibt. Ich war heute einkaufen. Jawoll. Aber es gab nun ja, nicht viel. Also können Tom und ich jetzt Schokolade essen :-) Und Eis.

Und die Seele schwankt immer noch. Wie geht es Euch? Steckt ihr das alles weg? Heule ab und an, vermisse Menschen.

Bin froh, dass ich die Diagnose schon 2017 hatte und ggf. mein Immunsystem wieder anläuft.

Laptops sind doof.
Ihr fehlt mir!

Tina, wankendschwankendeuchvermissend

Samstag, 28. März 2020

Verschobener Fokus

Hi,

da poste ich mal wieder.

Ich hatte ja schon einige, die folgten, dann habe ich mich rar gemacht und jetzt schreibe ich einfach mal wieder.

Bin so ziemlich mit mir allein und habe gedacht, was der Krebs mit meiner Seele angestellt hat .... hahahaha das ist nicht zu toppen. Ist es.

Ich werde morgens wach, nachdem ich um 20.00 h schlafen gegangen bin - und weine. Keine Ahnung, ob ich noch eine Risikopatientin bin, aber ich habe Angst, wie noch nie in meinem Leben. Angst um die Menschen, die ich liebe, Angst um die Menschheit, Angst davor, wie irrational die Menschen noch reagieren. Ausnahmesituation. 

Klar, dachte ich, 2 - 4 Wochen mit dem Arsch zu Hause bleiben -schaffe ich. Nee. Schaffe ich nur unter schwersten Anstrengungen. Und gucke nur noch alle 2 Tage Nachrichten. Verfolge nicht, ob flatten the curve gelingt. Höre von Toten, von rasant ansteigenden Zahlen - hatte mich nach der Diagnose irgendwann abgefunden, die ganze Scheiße nicht zu überleben. Und nun klopft der Sensenmann wieder an die Tür. 

Ich dachte, ich bin stabil, ich habe nur noch 17 Stunden Psychotherapie, dann bin ich durch und dann kommt Herr Covid um die Ecke und stellt alles in den Schatten.

Ich habe den Krebs teilweise weggelacht, akzeptiert, bekämpft und jetzt? Stehen wir alle nackig vor dem Scheißkerl und wissen nicht, wen es erwischen wird. 

Wir struggeln für Klopapier und Nudeln - und ich struggel immer noch für die Menschlichkeit. Was passiert hier? Kein Klopapier, kacken, duschen und fertig. Hier - in meinem beschaulichen Friedenau, renn ich jeden Tag die drei Supermärkte an und koche inzwischen das, was noch da steht. Tom ist ganz irritiert und überrascht, aber er öffnet den Mund, kaut und schluckt :-) Mögt ihr euch vorstellen, wie sich die Pflegekräfte nach der Schicht fühlen, wenn sie einfach noch was einkaufen müssen, für sich, die Familie? Nada und nix. Ja, es wird immer wieder gesagt, die Lager sind voll, aber hier in Friedenau ticken die Uhren anscheinend anders. Heute hätte ich 20 Packungen Vanillepudding hamstern können und auch H-Milch gab es heute... Sacht mal Leute hackt's?

Wir hatten hier in unserem Haushalt echt ein Klopapierthema, weil ich nicht gehamstert habe und irgendwann musste ich den Filius losschicken, weil mich das mit dem Kacken und Duschen ja doch irgendwie verstört. Was soll ich sagen: Ostern kann kommen :-)


Seid ihr neidisch oder? Wäre bereit, die eine oder andere Rolle abzugeben :-)

Und dann steht Donnerstag meine wundervolle Freundin Claudia vor dem Balkon, hat 4 - 5 Pflänzchen ergattert und überreicht mir diese (aus 2 m Entfernung):


Danke.

Ich hätte nicht gedacht, dass mich das so runterzieht, das Kontaktverbot, das Alleinsein, die Angst - aber es passiert. Es sind so viele depressive Menschen gerade da draußen unterwegs, die wirklich krank sind. Die Obdachlosen. Freunde, die erneut gegen den Krebs und Metastasen anrennen... 

Besinnen wir uns, achten auf uns und unsere Mitmenschen - und verschont mich bitte im Sommer bei unseren Grillabenden mit Nudelsalat - konnte ich nie leiden :-)

Passt auf euch auf, bleibt Mensch und helft, wenn ihr könnt.

Liebe Grüße

Tina - voller Angst und Sorgen


Mittwoch, 12. Februar 2020

Jetzt erst recht... oder auch nicht

Tach,

ich hole euch mal wieder ab.

Heute ist wieder ein schwarzer Tag, alles tut weh - aber so what - ich lebe.

Vor Weihnachten habe ich von meiner chinesischen Akkupunkteurin und meiner lieben Nachbarin Nicole, die Sprechstundenhilfe bei Frau Zhu ist, 8 Sitzungen geschenkt bekommen,  weil Frau Zhu, die auch studierte Ärztin ist mit Erfahrungen auf der Kinderonkologie im Virchow der Meinung ist, die Polyneuropathie kann man mit Akkupunktur lindern.

Gesagt getan, Eskalation, 50 Nadeln in mir, ich immer voller Angst und Schmerz, aber hey, es wird tatsächlich etwas besser ab und an. Jetzt bin ich wieder zahlende Patientin und lieber würde ich täglich eine Spinne aus meiner Wohnung entfernen, aber was soll es :-)

Apropos Wohnung. Tom und ich leben seit 6.1. auf engsten Raum in einer 1-Zimmerwohnung. Aber ihr merkt es schon: wir leben - er hat mich noch nicht entsorgt :-)

Die Gegend gefällt mir gut, die Sanierung meiner Wohnung gestaltet sich schleppend, aber die Wochenenden hier zu zweit sind nix für Weicheier. Ich huldige täglich meiner Wetterapp, die mir fast immer für die nächsten 10 Tage Regen voraussagt und schwups - bin ich depressiv - zu zweit auf - keine Ahnung - 20 m². Keiner erzählt mir bitte mehr, dass uns und mother nature etwas mehr Regen gut täte - hatten wir alleine dieses Jahr genug von.

Und immer wieder die Frage: Warum bin ich da durch? Wie ist meine Lebensqualität heute? Ich gehe nach wie vor zur Psychotherapie, Gruppentherapie, Lymphdrainage, nächsten Monat Mammo und Sono - und fresse Östrogenhemmer, die meine Gelenke so dermaßen abfeiern lassen, dass ich schier verzweifele. Und die mich aufschwemmen. Nun bin ich ja nicht mehr allzu eitel, aber von Storchenbeinchen auf Kartoffelstampfer ist auch nur suboptimal. Mit 62 kann ich die Östrogenhemmer absetzen, aber hey, dann bin ich halt auch 62, da hilft mir meine Traumfigur auch nicht mehr wirklich weiter. Wobei eigentlich? :-)

Ich weiß, einige von euch da draußen kämpfen mit Metastasen, Mia verliert den Kampf, aber ich bin wirklich ab und an ambivalent. Und würde manchmal alles für einen Tag ohne Schmerzen geben. Na ja... nicht alles, aber einiges.

Die Angst vor dem Tod ist nicht mehr erdrückend, weiß nicht, wie es ist, wenn die nächste Horrordiagnose kommt, aber er gehört jetzt zu meinem Leben. Punkt.

Ich habe ja, der geneigte Leser weiß es, gesagt, auf diese Erfahrung hätte ich verzichten können, aber sie hat mich verändert. Mein Job ist mir immer noch wichtig, aber nicht mehr zu 150 %, ich akzeptiere meine Grenzen.

Ich akzeptiere, das ihr, die Gesunden, die mich so fest begleitet haben, das jetzt dann auch mal nicht mehr hören könnt, irgendwann ist ja mal gut - für euch. Zu meinem Leben gehört es für immer dazu. Aber ich habe auch Leidensgenossinnen oder wie man das schreibt an meiner Seite, mit denen kann ich darüber sprechen. Und das brauche ich immer noch.

Take care, seid achtsam, genießt das Leben

Die weise Frau :-)