Freitag, 23. März 2018

Will auf den Arm - Murmeltierblues

Da ist sie wieder - mein weinerliches Alter Ego. Willkommen, mach es Dir bequem und setz Dich doch zu mir auf die Couch. Auch nen Haribo? 

Schlappheit, Schmerzen, fülliges Gesicht mit gespannter Haut, Wurschtfinger und die Frage, halte ich das noch 7 x durch? Zerfall ich zu Staub? 

Ich fahre jetzt ja mit ÖPNV zur Chemo, shoppe mit nicht vorhandenem Geld bei Butlers und dm, schleiche dann hoch in die Praxis, werde mit Medikamenten befüllt, irgendwann kommt Sister K, wir schnacken und sie schnallt Coolpads an und ab. Alleine ist das echt ne Herausforderung. Heute dachte ich, wenn ich nachher die Socken ausziehe, sind meine Zehen schwarz - Tina aka Ötzi, ich konnte mich nicht bis nach vorne wurschteln, um das Coolpad mal abzunehmen, die Fußstütze bog sich immer nach unten :-) Ob ich wohl zu viel wiege? Na na na.

Schlapp. Müde. Unendlich müde. Vielleicht doch wieder Plan A und die nächsten 7 Wochen verschlafen? Komme ich nicht so zum Essen :-) 

Und diese Kälte. Wenn doch schon Frühling mit zweistelligen Temperaturen wäre. Dieses Eis an meinen Händen und Füßen - ich fröstele schon innerlich. 


Heute das Schicksal einer Mitpatientin erfahren - und da geht es mir wie euch. Man will ja gar nicht jammern - gibt immer jemanden, der noch mehr in die Scheiße gefasst hat. Aber nach nunmehr 5 (!) Monaten kann ich da auch manchmal keine Rücksicht mehr drauf nehmen. Mein Umfeld gewöhnt sich immer mehr an meinen Status Quo und ob ihr es glaubt oder nicht - ich bin immer noch nicht ganz in der Realität angekommen.

Ich habe mein Du-Darfst-Schein für eine Therapie und was soll ich sagen? Ich suche mir keinen Platz. Ich warte solange, bis dieser blöde doofe Schein wahrscheinlich abgelaufen ist und ich nochmal zum Vorgespräch muss. Ich habe durch die Angsterkrankung 2006 und 2007 meine Erfahrungen mit Psychologen/Psychotherapeuten gesammelt und glaube, du brauchst unbedingt den Menschen, der mindestens 90 % zu Dir passt. Und wenn Du den dann gefunden hast, wartest du ein 3/4 Jahr, bis ein Platz frei ist. Das Schreiben hier hilft mir ja auch ein Stück weit. Ich stehe jeden Tag auf, ich wasche mich, ich ziehe mich an, alle 6 Wochen pack ich mir mal ein bisserl Schminke ins Gesicht, ich vermeide natürlich auch Sachen wie z. B. rausgehen und einkaufen, wenn ich merke, der Tag wird nicht mein Tag, aber ich ich gehe raus, ich stehe auf, ich nehme am Leben im Rahmen meiner Möglichkeiten und Eitelkeiten teil. Genügt mir aber nicht.

Ich schwöre, der nächste 10. Eintrag klingt wieder positiver. Manchmal denke ich ja auch, ich bin multipel. Aber das Leben ist leider doch kein langer ruhiger Fluss, es ist eine Herausforderung, der man sich so oft, wie es nur geht, stellt - aber halt nicht immer, nicht jeden Tag. 

Deep in my heart I know that I werde da durchgehen, aber manchmal möchte ich auch einfach schmeißen - einfach wieder normal leben, arbeiten gehen, Alltag haben. Zum ersten Mal verstehe ich auch Schmerzpatienten. Hatte ich nie viel Empathie mit - komischerweise, weil ich dachte, irgendwas ist immer, man kann auch gegen angehen - aber zum 1. Mal in meinem Leben bestimmt der Schmerz ganze 24 Stunden - und das ist Kagge. Klar, kannst Du den Mund aufmachen, ne Tablette schlucken und 2 - 3 Stunden des Tages sind wieder im Lot. 

Ich lass das mal unkorrigiert und schicke es ab.

Heute ohne Gruß 

aber immer noch Tina

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