Samstag, 3. Februar 2018

Spoiler: Könnte Spuren von runterziehenden Passagen enthalten

Donnerstag noch ganz siegesgewiss: Die 4. große Runde überstanden - erster Etappensieg - Pustekuchen. Der nächste Tag präsentiert sich in grau und kalt, ich weiß nicht, wie viele Stunden ich seit gestern geschlafen habe - tags und nachts - und habe das Gefühl, mir entgleitet alles.

Bin weder Frau noch Mutter, weder Herrin über meinen Körper, schlurfe wie eine alte Frau von der Couch zum Klo und schnell wieder zurück. Jeder kleinste Erfolg im Haushalt wird (von mir) gefeiert - ich habe es geschafft, den Geschirrspüler auszuräumen und zu saugen. Alle Kinder sind zur Zeit bei mir und ich kann nur hilflos in den Schlaf gleiten, sie streiten lassen, sie nonstop zocken lassen und hoffen, dass sie sich ab und an was in den Mund schieben. Wie soll man das auch erklären? Dieser Ekel vor Essen, dass man nur kaut und schluckt, damit die Kräfte nicht noch mehr schwinden. Und aktuell die Frage: Wofür mache ich das alles hier? Bin ich irgendwann humorlos tumorlos (Steilvorlage - musste ich mitnehmen), dafür aber seelisch im Eimer?

Es gab jetzt so viele gute Tage seit der Diagnose - aber momentan überwiegen die schlechten. Vielleicht auch der fehlenden Sonne geschuldet. 

Ich gebe alles, versuche, mich innerlich anzufeuern, war immer froh über meine Unabhängigkeit und hätte jetzt gern jemanden an meiner Seite, dem ich mein ganzes Leid vor die Füße kotzen kann. Die eigenen Kinder sollten diesen Job nicht machen. 

Mir ist der Ernst der Lage bewusst, ich habe für den 1.3. einen Termin bei einer Psychologin, für ein erstes Vorgespräch. Einen Platz hat sie danach für mich nicht - beginnt dann wieder das große Warten auf einen Therapieplatz? 

Zytostatiker Runde 4 knabbert sich jetzt durch meinen Körper und immer die Angst, was bleibt von mir noch übrig? Was erwartet mich und meinen Körper noch? Wie kann ich meiner Seele helfen? 

Heute möchte ich mich selbst ganz doll bemitleiden und habe kaum die Kraft, mich am Schopf zu packen und da rauszuziehen. Mir fehlt die Perspektive. 

Ich war immer Arbeiten, immer Mutter und sehe jetzt meinem Kontostand beim Schrumpfen zu. Und wünsche niemandem, dass er durch so eine Scheiße jemals durch muss. 

Meine Tante sagt immer: Tina - nicht Deinen Humor verlieren - und ich versuche es. 

Aber ein Lichtblick muss her. Etwas Kraft muss her. 

Immerhin hat Tom das Halbjahr als Klassenbester abgeschnitten und auch Leon geht seinen Weg- Joni sowieso - ist fleißig, fährt zu Uni, lernt, geht arbeiten. Also doch nicht alles verkehrt gemacht. Aber jetzt? Kann ich kaum für sie da sein. Kann mich nicht mal um mich kümmern.

Tina Halbevita - Lesson 2 zur Hälfte bewältigt. Hola

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