Samstag, 16. Juni 2018

Taumeln - aber nicht vor Glück

Hab ich euch eigentlich schon erzählt, dass meine tauben, kribbelnden, stechenden, pieksenden, reißenden Füße mich in den Wahnsinn treiben? Nein? Also, es war einmal eine Frau, die marschierte mehr oder weniger tapfer durch die Chemo, 26 Wochen, 4 große Chemos, 12 kleine Chemos. Voller Hoffnung in Erwartung der letzten Dröhnung und dann doch eine gewisse Traurigkeit und ein mulmiges Gefühl. Der 7. Sinn?

Ich bin enttäuscht. Das fasst es gut zusammen. Ich hab im Rahmen meiner Möglichkeiten alles gegeben und werde nun schon seit vier Wochen mit Schmerzen, Gleichgewichtsstörungen, Schwindel, staksenden roboterartigen Schritten und dem Gefangensein in meiner Wohnung belohnt. Wie ist mir das schön ... 👿 Meine Krankengymnastin sitzt zwei Häuser weiter im ersten Stock - für mich eigentlich nicht mehr zu schaffen. Aber jut, ich ziehe mir Schuhe an, wanke zwei Häuser weiter, ziehe mich am Geländer in den ersten Stock - irgendwie geht es immer weiter. 

Aber ich hätte jetzt gerne auch ein goodie. Von irgendwem. Für besondere tapfere Verdienste im Kampf gegen die Kacke. 2 Tage ohne Schmerzen? Deal? Jemand da zum Einschlagen?

Ich mach mir jetzt schon ne Liste - was ist besser, was hat sich verändert? Um  mich aufzubauen. Und da ich den Kopf nicht unter dem Arm trage, denkt jeder, hey der geht es doch gut. Wenn ich nach der Bestrahlung wieder in die Waagerechte komme, möchte ich vor Schwindel und Sternen kotzen. Und soll aber möglichst gleich hoch und die Liege frei machen, der nächste potenzielle und gewinnbringende Patient wartet schon. 

Man ej, wie soll man da nicht verbittern? Am Zipfel reissen, weitermachen. Krone richten, lächeln.

Und trotzdem sind noch so unglaublich viele Leute an meiner Seite - ohne sie würde ich verzweifeln. 2 Wochen Bestrahlung in Eigenregie mit Familie und Freunden gewuppt. Ich bin sooo dankbar. Und weine in der Tat um die, die da fast alleine durch müssen und nur auf Ärzte und Behörden angewiesen sind. 

Die bestrahlte Haut zeigt sich jetzt in einem veritablen Rotton, ich darf eine wasserhaltige Lotion aus dem Kühlschrank auftragen. Yeah. Tut bloß nichts für meine, wie ich finde, körpereigenen Ausdünstungen, die mir jetzt unangenehm in die Nase steigen. Habe mich gestern bei meiner Physiotherapeutin entschuldigt - mach ich ja nicht mit Absicht, nech?

Und nun die Gewissheit:


Grau! Ponylos. Spärlich. Fisselig. Ein Flaum. Ein grauen Flaum.

Mein Schokofleck unter dem Auge wächst auch und behindert schon meine Sicht, aber wir wollen ja nicht meckern.

Ich arbeite mit Hochdruck an funktionierenden Füßen und Händen, alles andere muss warten.

Akupunktur ist ein Alptraum, das tut mir soo weh, verschafft mir aber 1,5 Tage Linderungen und weniger Schwindel. Also Augen zu und durch. 

So muss los, meinen Lottoschein checken, vielleicht kann ich mir ja ab sofort einen Menschen leisten, der rund um die Uhr meine schmerzenden (harten) Waden und meine Füße massiert. Bitte Daumen drücken :-)

Tina

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