Samstag, 6. Oktober 2018

Zwischenbilanz

Da bin ich mal wieder - fast 5 Monate nach der letzten Chemo und 3 Monate nach Ende der Bestrahlung.

Fast ein Jahr nach der ersten Diganose.

Wo stehe ich? 

Die SchexxPoly beeinträchtigt mich immer noch sehr stark, den Füssen geht es ein bisschen besser, bis zur Hälfte habe ich auch wieder Gefühl in den Sohlen - heureka, was will man mehr?

Die Haut leidet, die Finger kribbeln und sind taub, mir ist immer mal wieder übel, die Verdauung macht was sie will, ich bin nach wie vor vergesslich (und möchte das bitte nicht auf mein Alter geschoben wissen :-) ) - und ich habe Atemnot ohne Ende. 

Also bin ich dann mal mit Sister K in die Notaufnahme und nach 12 Stunden ohne Befund wieder ab nach Hause. Ein Träumchen so ein Tag in einer Berliner Klinik in der Notaufnahme. Frau Fast-Doktor darf mir einen Zugang legen und schrottet Vene eins. Bei Vene 2 hatte ich die Hand bereits zur Faust geballt, aber - oh Wunder - der Zugang hält und gibt Blut. Erste Ergebnisse nach drei Stunden ergeben den Verdacht auf eine Embolie. Noch mehr Blut muss abgezapft werden und Vene 2 bzw. Zugang 2 macht dicht und gibt kein Tröpfchen mehr. Klar, holen wir was aus der Armbeuge. Nach weiteren Stunden des Wartens dann die Erhärtung des Verdachts - ein CT wird angeordnet. Da beim Lungen-CT das Kontrastmittel mit Schmackes in die Vene gedrückt wird und Zugang 2 nicht mehr mitspielt, muss Zugang 3 gelegt werden... Mensch Leute, ich kann doch nur nicht atmen... Wieder Warten, dann das CT, was ich am Ende mit den Worten kommentiere "ich habe mir eingepullert". Habe ich Gott sei Dank nicht, das Kontrastmittel macht mich ganz wuschig und warm. Bitte warten Sie auf das Ergebnis im Wartebereich... Keine Embolie, keine Metastasen in der Lunge, aber das Herz sieht vergrößert aus. Wir würden Sie gern über Nacht hier behalten und morgen ein Echo machen. Na, was denkt ihr? Nicht mit mir. Gut, dann aber wenigstens Ultraschall vom Herz und ab in den Wartebereich, bis Frau Dr. Zeit dafür hat. Beim Ultraschall ist mein Herz kaum zu finden, es ist inzwischen 21.30 h, da fällt auf, dass man noch gar kein EKG gemacht hat. Bitte gerne. Wir warten auf den Befund und sind gegen Mitternacht ohne Befund wieder zu Hause. 

Ein paar Tage später ein Echo vom Herz beim niedergelassenen Kardiologen - und das Herz ist wunderbar in Ordnung. Weil ich schon da bin, wird mir gleich ein Belastungs-EKG verordnet. Muhahahaha - kaum noch Muskeln, kaum noch Bewegung, schwache und schmerzende Gelenke, aber ich strampel auf dem Rad fast bis zur Bewusstlosigkeit. Und ja - auch hier - alles im grünen Bereich.

Eigendiagnose: Die Seele will momentan nicht mehr. 1 x in der Woche bin ich ja bei meiner Therapeutin zum Gespräch und zum Aufdröseln meines unspektakulären Lebens, aber was mich wirklich umtreibt? Ich weiß es nicht. Ich bekomme eine Ahnung davon, dass ich doch ernsthafter erkrankt bin, als ich mir bewusst gemacht habe. Aber hey, ich bin da durch, habe alles brav mitgemacht und möchte jetzt doch bitte nur wieder ein bisschen Alltag, ein wenig normales Leben, lachen, vielleicht mal wieder in einem Café sitzen, mit Freunden treffen und dabei nicht dekorativ auf der Couch rumliegen.

Wenn das Atmen kaum noch geht, gehe ich auf meinen Hometrainer - da schaffe ich inzwischen 20 Minuten entspanntes Radeln und fühle mich danach ausgeglichener, sofern man bei mir überhaupt von Ausgeglichenheit sprechen kann. 

In 5 Tagen geht es auf zur Anschlussheilbehandlung nach Grömitz - für mich mit ganz großen Erwartungen. Die drei Wochen dort sollen es bitteschön richten - und zwar pronto. 

Ganz viel Lob und Komplimente bekomme ich übrigens für die graue Krause auf meinem Kopf - ich hasse es! Ich sehne den ersten Frisörbesuch sowas von herbei - das ist echt die einzige Eitelkeit, die ich zulasse und gestatte. Ich will die Haare schön... irgendwann. Tja, da staunt ihr oder? Geduld! Ich hab sie ein wenig mehr. Bitte sehr:



Lockiges irgendwas in lichtgrau mit dunklen Strähnen und ohne Pony. Und die hängenden Mundwinkel da sind irrelevant.

Immer noch viele Downs, einige Ups, einiges wird besser, andere Symptome treten auf, aufstehen, weitermachen. Und atmen! Da liegt noch ein Stück Weg vor mir, ich lasse euch sicher immer mal wieder dran teilhaben und hoffe auf ein gutes Ende für mich.

In diesem Sinne - habt einen goldigen Oktober :-)

Tina

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